Noch mehr Schulen ab Herbst dabei – Havemann-Schule erhält ebenfalls das Klimaschulen-Gütesiegel – Kooperation mit dem „Haus der kleinen Forscher“ soll Basis der Energiebildung verbreitern

Der Bezirk Pankow setzt auf „Köpfchen statt Kohle“. Im Interview verrät Projektleiter Richard Häusler, was für die nächsten fünf Jahre geplant ist. Das Foto zeigt ihn beim Praxiseinsatz mit Schülerinnen der Grundschule im Panketal.

waermebildaufnahme_erklaeren01Frage: Ist es richtig, dass „Köpfchen statt Kohle“ noch ausgeweitet wird?

Antwort: Ja, das ist richtig. Der Bezirk Pankow hat uns beauftragt, in den nächsten fünf Jahren Schulen in Pankow zu betreuen, die Energieeinsparung und Klimaschutz als schulische Aufgabe verstehen und entsprechende Projekte in die pädagogische Arbeit und das Schulleben integrieren wollen.

Frage: Wie viele Schulen sind denn mit dabei?

Antwort: Bisher waren 14 Schulen beteiligt. Eine dieser Schulen scheidet aus, dafür sollen jetzt im kommenden Schuljahr vier neue  Schulen die Chance erhalten, mit dabei zu sein. Somit betreuen wir jetzt 17 Schulen. Das Gros sind Grundschulen. Mit der Tesla-Schule und der Robert Havemann-Schule sind aber auch eine Sekundarschule und ein Gymnasium mit dabei.

Frage: Welche vier Schulen stoßen den neu hinzu?

Antwort: Das Schulamt hat zusammen mit uns vier Schulen ausgesucht. Da diese Schulen aber noch nichts von ihrem Glück wissen, möchte ich nicht vorgreifen. Wir werden wie immer alle Schulen zu Schuljahresbeginn kontaktieren und mit den Schulleitungen und Lehrkräften die Projektarbeit absprechen. „Köpfchen statt Kohle“ funktioniert ja nicht nach Schema F, sondern geht ganz individuell vor.

Frage: Aber was sind die Kriterien, nach denen entschieden wurde?

zwei_energiemanager_unter_sich01Antwort: Aus unserer Sicht wollten wir vor allem Schulen dabei haben, die über eine sogenannte zentrale Einzelraumsteuerung verfügen, weil wir dann das Konzept von „Klasse Klima“ umsetzen können. Hierbei geht es darum, an jeder Schule etliche Schüler zu qualifizieren, die dann die Optimierung der Heizungseinstellungen und die Kontrolle des Raumklimas zusammen mit den Klassengemeinschaften übernehmen. Das heißt, die Schüler bekommen einen eigenen PC mit Zugang zur Heizungssteuerung, an dem sie die Heizkurven analysieren und ggf. auch Temperatur- und Zeiteinstellungen verändern können. Mit Messgeräten überprüfen sie, ob die gewünschte Verbesserung auch ankommt. Meistens geht es darum, Temperaturen und Heizzeiten zu verringern, aber manchmal ist es auch zu kalt oder wird zu langsam erst warm im Klassenzimmer. Außerdem entdecken die Schüler auf diese Weise immer wieder defekte Thermostatventile oder Temperaturfühler oder stoßen auf andere technische Mängel. Sie engagieren sich dann auch dafür, dass schnell Reparaturen erfolgen.

Frage: Damit bilden Sie quasi eine „Energie“-Elite an den Schulen aus?

Antwort: Ja und nein. Die Schülerinnen und Schüler lernen in der Tat in ihrem Job als „Energiemanager“ eine Menge über physikalische und technische Zusammenhänge, eignen sich aber auch übergreifende Handlungskompetenzen an. Ihre Arbeit erreicht aber nahezu alle Schüler und die Lehrkräfte der Schule, die zumindest verstehen sollen, was die „Energiemanager“ machen. Es ist auch geplant, durch Informationen, die auf einem großen Monitor im Schulhaus präsentiert werden, die Einsparungserfolge zu visualisieren.

Frage: Geht es dabei nur um Wärmeenergie?

Antwort: Die „Energiemanager“ konzentrieren sich während der Heizperiode zwischen Oktober und April auf die Heizung. Es sind ja auch 80 bis 90 Prozent der Energie und der entsprechenden Kosten, die in den Schulen auf die Heizung entfallen. Aber in der „Nebensaison“ oder wenn an einer Schule besonderes Interesse daran besteht, beschäftigen sich die Projekte auch mit dem Stromverbrauch. Ideal wäre es, wenn wir an den Schulen alle Ressourcenverbräuche – Wärme, Wasser, Strom – zeitnah erfassen und visualisieren könnten. Zusammen mit der Firma Schoof Gebäudeelektronik, mit der wir im Bereich der Einzelraumsteuerung für die Heizung eng zusammenarbeiten, weil sie die technischen Komponenten dafür bereitstellt, würden wir gerne an der einen oder anderen Schule so eine integrierte Ressourcenerfassung realisieren. Die Schüler und Lehrer könnten dann sehr viel genauer sehen, was die Schule energetisch benötigt und was den Energiebedarf beeinflusst.

Frage: Was machen Sie an Schulen, die keine solche zentrale Heizungssteuerung haben?

luftmessung_01_webAntwort: Hier ist es in der Tat schwieriger, eine breite und systematische Aktivität zur Energieeinsparung und Verbesserung der Energiebilanz zu etablieren. Denn manuell verstellbare Heizungsthermostate – wie wollen Sie die durch soziale Kontrolle auf ein Optimum bringen? Aber wir haben auch hier ein erfolgreiches Modell erprobt, wie man Aufmerksamkeit und Handlungsbereitschaft bei Schülern und Lehrkräften erzeugt. Die Schüler beschäftigen sich nämlich in erster Linie nicht mit Energieeinsparung, sondern mit der Frage der Raumluftqualität. Dafür setzen sie CO2-Messgeräte ein und finden experimentell heraus, welche Lüftungsstrategien die besten sind, um im Winter gute Luft im Klassenzimmer zu haben. Und sie kommen dann auch nicht daran vorbei, das Funktionsprinzip von Heizungsthermostaten zu ergründen und zu verstehen, wieso man während der Lüftungsphasen die Heizung ausdrehen sollte. Mit diesem Projekt können einzelne Schülergruppen auch in allen Klassen ihrer Schule Interesse wecken. An der Carl Humann-Schule zum Beispiel sind Viertklässler in alle anderen Klassen gegangen, haben ihnen Messgeräte ausgeliehen und den Sinn des Ganzen erklärt, um anschließend herauszufinden, was es gebracht hat.

Frage: Den Schülern scheint das ja Spaß zu machen, aber was bringt es den Schulen?

Antwort: Die Schulen bekommen Unterstützung für den naturwissenschaftlichen Unterricht und können Geräte einsetzen, die sie sonst nicht haben. Das reicht vom Digitalthermometer bis zur Wärmebildkamera. Vier der Pankower „Köpfchen statt Kohle“-Schulen haben aufgrund ihres Energieengagements auch das vom Senat verliehene Klimaschulen-Gütesiegel bekommen, das mit 17.000 Euro verbunden ist, die die Schule für eigene Klimaschutzmaßnahmen einsetzen kann. Zuletzt haben die Homer-Grundschule und die Havemann-Schule diese Auszeichnung erhalten, das Jahr davon bereits die Schule am Falkplatz und die Grundschule am Kollwitzplatz. Letztere hat für ihr „Köpfchen statt Kohle“-Projekt auch 10.000 Euro beim bundesweiten Schulwettbewerb „Klima & Co“ bekommen. Daneben gab es noch ein paar kleinere Preise für einzelne Schulen. Wir unterstützen die Schulen auch in der Bewerbungsphase solcher Wettbewerbe. Außerdem hat die Teilnahme an „Köpfchen statt Kohle“ für die Schulen auch eine Öffentlichkeitswirkung.

Frage: In welchen Altersgruppen finden die Projekte statt? Es sind ja vor allem Grundschulen beteiligt? Ab wann kann man hier so anspruchsvolle Projekte mit Schülern starten?

energiemanager_test_02Antwort: Wir arbeiten ab der 3. Klasse mit den Schülerinnen und Schülern. Drittklässler haben sogar schon die „Energiemanager“-Prüfung geschafft. Nach oben waren wir bisher bis zur 10. Klasse unterwegs. In den Sekundarstufen ist der Zeitdruck durch den Lehrplan allerdings deutlich höher, da ist nicht mehr so viel Freiraum für Projektarbeit, obwohl die Schüler gerade hier wesentliche Methodenkompetenzen erwerben könnten. In den Grundschulen planen  wir jetzt in Zusammenarbeit mit dem „Haus der kleinen Forscher“ eine durchgehende Energiebildung ab der ersten Klasse. Das „Haus der kleinen Forscher“ bringt ja sehr viel Erfahrung im naturwissenschaftlichen Experimentieren mit 4- bis 7-jährigen Kindern in Kitas und Grundschulen mit.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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