Kann man Hunderten von Schülern und zig Lehrkräften beibringen, mit den Heizungsthermostaten richtig umzugehen? Die Thermostate also nicht dauernd auf und zuzudrehen, sondern auf der „richtigen“ Stufe einzustellen und dort zu lassen? Und in Lüftungspausen die Heizung auszudrehen? Unsere jungen Energiemanager glauben nicht so richtig daran. Deshalb beginnen sie jetzt – wie in der Grundschule auf dem lichten Berg – einzelne Räume mit programmierbaren Thermostaten auszurüsten. Durch den Vergleich mit Räumen, die nicht umgerüstet sind, versuchen sie dann herauszufinden, ob man damit Energie sparen kann. Für die Datenerhebung setzen sie kleine Temperatur-Datenlogger ein, die als USB-Stick in den Räumen ausgelegt werden. Auf diese Weise überprüfen die Schüler auch, ob es eine Nachtabsenkung der Heizung in den Schulen gibt. Denn trotz anderslautender Beteuerungen scheinen viele unserer Schulen nachts durchgeheizt zu werden.
Großes Thema diesen Winter: Gute Luft im Klassenzimmer – und dennoch keine Energie verschwenden. Die jungen Energiemanager gehen der Sache mit Messungen und Analysen auf den Grund. Um 1.000 ppm CO2 nicht zu überschreiten, müssen Schüler und Lehrkräfte sich echt anstrengen und intelligente Lüftungsstrategien entwickeln. Da man bei schlechter Luft auch schlecht lernen kann, ist die Herausforderung ein zentrales Thema in den „Köpfchen statt Kohle“-Schulen. Seine Bedeutung wird auch zunehmend erkannt.
In diesem Winter organisieren gleich drei „Köpfchen statt Kohle“-Schulen unter den Klassen „Lüftungswettbewerbe“ – die Schule am Falkplatz, die Grundschule unter den Bäumen und die Carl-Humann-Grundschule. Dabei stellen die jungen Energiemanager in den Klassen CO2-Datenlogger auf, die den Schülern und Lehrkräften ständig anzeigen, wie hoch der CO2-Wert gerade ist. Außerdem zeichnen die Geräte die Messwerte von CO2-Gehalt, Temperatur und Luftfeuchte auch auf, so dass die „Köpfchen statt Kohle“-Schüler nach einer oder mehreren Wochen nachvollziehen können, wie gut die Luft in jedem Klassenzimmer war und ob und wie oft aktiv gelüftet wurde. Die Ergebnisse werden den Klassen zurückgemeldet und als Motivationshilfe wird die Klasse mit der besten Luft und dem besten Lüftungsverhalten dann mit einem Preis geehrt. Die große Aufgabe beginnt allerdings erst nach dem Wettbewerb: Jetzt geht es darum, den Lehrkräften und den Schülern die „Kulturtechnik“ des richtigen Lüftens beizubringen. Dazu benötigen sie eine ständige CO2-Anzeige im Raum. Deshalb schlagen die „Köpfchen statt Kohle“-Teams vor, die Klassen mit geeigneten Messanzeigen auszustatten. Da das nicht ganz billig ist, können in den Schulen, die bei „Köpfchen statt Kohle“ mitmachen, die Klassen nur nach und nach mit den Messanzeigen ausgerüstet werden. In der Schule am Falkplatz, wo schon vor drei Jahren die ersten CO2-Wettbewerbe stattgefunden haben, ist man damit am weitesten fortgeschritten. Hier wird bald jedes Klassenzimmer eine CO2-Kontrolle haben.
Die beiden folgenden Diagramme zeigen eindrucksvoll den Unterschied in der CO2-Konzentration im Klassenraum bei „Lüftungsverweigerern“ (oberes Bild) und „Lüftungsaktiven“ (unteres Bild). Solche Diagramme werten die Schüler in Mengen aus, um den Sieger des Lüftungswettbewerbs an ihrer Schule zu bestimmen.
Der methodische Ansatz von „Köpfchen statt Kohle“ zieht inzwischen Kreise über Berlin hinaus. Seit letztem Schuljahr betreuen wir auch vier „Energieschulen“ in Sachsen, zwei Grundschulen, eine Oberschule und ein Gymnasium. Die Projekte dort haben auch eine gemeinsame Website: www.energiefuechse-sachsen.de.
In der Siegfried-Richter-Oberschule in Gröditz (Landkreis Meißen) hat im zweiten Projektjahr bereits eine neue Generation von energieaktiven Schülern die Verantwortung übernommen. Mit einer Präsentation ihrer Ziele, Vorgehensweisen und Lösungsideen im Rahmen einer Sensibilisierungsveranstaltung der Stadt Gröditz für die Lehrkräfte und Mitarbeiter der Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen treten sie erstmals auch nach außen auf. Die Arbeit an der Präsentation war eine gute Gelegenheit, einmal das gesamte Themenspektrum des Projekts zu überprüfen und Schwerpunkte zu setzen. Die Schüler befassen sich mit der Optimierung von „Wärme, Licht und Luft“ im ganzen Schulhaus. Die Begründung für ihre Beschäftigung mit diesen drei „Elementen“ sehen sie ebenfalls vielschichtig: Es geht sowohl um die Lernbedingungen als auch um finanzielle Einsparungen und um Beiträge zum Klimaschutz.
Die „Energiefüchse“ der Grundschule in Niesky/See haben sich auf die Beleuchtung fokussiert. Denn so ist es in nahezu allen Schulklassen überall: Über den Tür-, Mittel- und Fensterreihen der Schulbänke hängen dieselben Lampen mit denselben Leuchtmitteln. Im Unterricht werden dann sämtliche Lampen eingeschaltet. Mit dem Ergebnis, dass es dann nicht selten an den Plätzen der Türreihe dennoch nicht hell genug ist, aber das Licht an den Plätzen neben den Fenstern eigentlich gar nicht gebraucht wird. Die Energiefüchse in der Grundschule in Niesky haben deshalb damit begonnen, alle Plätze auf ihre Lichtverhältnisse hin auszumessen und den Mitschülern auf dem Tisch ein aussagekräftiges Protokoll zu hinterlassen. Damit werden nicht nur alle Mitschüler der Schule direkt erreicht, sondern alle können auch mithelfen, Energie zu sparen – oder auch für mehr Licht zu sorgen.
WEITERE KURZNACHRICHTEN
Damit die Arbeit von „Köpfchen statt Kohle“ nicht langweilig wird, setzen sich die Schülerinnen und Schüler der Grundschule am Sandhaus in diesem Jahr neue ehrgeizige Ziele. Rund um das Thema „Energie“ wollen sie nämlich einen Podcast produzieren, der jeden Monat ein ca. 10-minütiges Feature ins Internet stellt. Das Internetradio wird Interviews, Geschichten und Erfahrungsberichte spannend aufbereiten, um „Köpfchen statt Kohle“ in Zukunft auch hörbar zu machen. In der Redaktionsgruppe können Schüler der vierten bis zu sechsten Klassen mitarbeiten. Die erste „Sendung“ soll Ende März online sein.
Die Berliner Kinder- und Familienzeitung „KIEK MAL“ bringt in der soeben erschienenen ersten Ausgabe für 2018 einen ganzseitigen Report über „Köpfchen statt Kohle“. Die Zeitung wird kostenlos an Berliner Schulen verteilt, allerdings reicht die Auflage leider nicht, um wirklich alle Schulen ausreichend zu beliefern. Die Zeitung ist auch online zum Download verfügbar. Die Seite über“ Köpfchen statt Kohle“ kann auch unter der Rubrik „Presse“ dieses Weblogs heruntergeladen werden.