Mief macht müde. Vor allem in Klassenräumen machen sich im Winter, wenn geheizt wird, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme bemerkbar. Die Produktivität des Lehrens und Lernens nimmt ab. Forscher haben herausgefunden, dass mit dem CO2-Gehalt der Atemluft in Klassenräumen auch das Ansteckungsrisiko für Grippeerkrankungen signifikant steigt. Nachzulesen ist dies in einer Bekanntmachung des Umweltbundesamts von 2008 sowie in einem Beitrag auf SPIEGEL ONLINE von 2010.
Die Viertklässler im Lebenskunde-Unterricht der Carl Humann-Schule brauchen solche wissenschaftlichen Beweise nicht, denn sie erleben es täglich. Aber sie wollen etwas tun, damit es besser wird. Deshalb haben sie in den letzten Wochen mit Messgeräten die Veränderung des CO2-Gehalts im Klassenzimmer verfolgt und experimentell herausgefunden, ob es eine Lösung für das Raumklima-Problem gibt. Unterstützt durch „Köpfchen statt Kohle“ entwickelten die Schülerinnen und Schüler dabei auch den Ehrgeiz, die ganze Schule, alle Mitschüler und auch die Lehrkräfte zu erreichen.
Zu diesem Zweck gestalteten sie eine Litfaßsäule, die in Wort und Bild informiert und aufklärt. Letzte Woche wurde die Säule im Schulhaus offiziell enthüllt – unter Anwesenheit nicht nur von Schulleiterin Katrin Meissner, einigen Klassen und Lehrkräften. Auch die Presse war dabei sowie der umweltpolitische Sprecher der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, Danny Freymark. Der Lichtenberger Jungpolitiker ließ sich von den Schülern genau erläutern, worum es geht (siehe Foto), und erklärte, dass er es gerne sähe, wenn es auch im Bezirk Lichtenberg solche erfolgreichen „Köpfchen statt Kohle“-Projekte an den Schulen gäbe.
Die Aufstellung der Luftgüte-Litfaßsäule ist für die Viertklässler der Carl Humann-Schule indes noch nicht der ganze Erfolg. Sobald die Säule enthüllt war, schwärmten sie in Zweier-Teams in alle Klassen aus, um ihre Mission zu erfüllen. Ausgerüstet mit einem CO2-Messgerät und einer Liste von Fragen stellen sich die jungen „Luftforscher“, wie sie sich auf den mit Stolz getragenen Buttons nennen, vor die fremden Klassen und versuchen herauszubekommen, welches Bewusstsein über Luftqualität, Heizen und Lüften bei Schülern und Lehrkräften vorhanden ist. Und das ist durchaus unterschiedlich. Während die „Luftforscher“ in manchen Klassen nicht einmal darauf hinweisen müssen, dass es sinnvoll ist, während der Lüftungspausen auch die Heizkörper abzudrehen, stehen in anderen Klassen bei voller Beheizung ständige einige Fenster auf Kippstellung, ohne dass ausweislich der CO2-Messung die Luftqualität wirklich im grünen Bereich läge. Aus diesem Grund stellen die „Luftforscher“ auch jeder der besuchten Klassen für ein oder zwei Wochen ein Messgerät zur Verfügung, mit dem eine objektive Kontrolle der Luftgüte möglich ist. Die Schüler der Projektgruppe erhoffen sich davon eine Sensibilisierung für das Thema. Bei einem zweiten Besuch ein oder zwei Wochen später wollen sie herausfinden, ob sie Erfolg hatten und sich das Lüftungsverhalten verändert hat.
Offen ist auch die Frage, ob eine CO2-Anzeige permanent im Klassenraum verfügbar sein sollte. „Köpfchen statt Kohle“-Projektleiter Richard Häusler berichtet, dass an anderen beteiligten Schulen die dauerhafte Anschaffung von Messdisplays mit Luftqualitäts-Ampel für alle Klassenräume derzeit erwogen wird.