Die Grundschule am Kollwitzplatz am Donnerstagabend. Obwohl an diesem Tag kein Unterricht mehr stattfindet, ist die Aula brechend voll. Der Grund: Schüler der Klassen 6a und 6d stellen ihren Film „Kohle ist nicht nur zum Grillen da“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor und informieren über ihr Programm „Klasse Klima“. Die Präsentation soll zum Energiesparen motivieren und interessierte Schüler der vierten bis sechsten Klasse dafür begeistern, zukünftig als „Energiemanager“ an ihrer Schule zu fungieren. Damit verfolgt die Grundschule ein ehrgeiziges Ziel: Sie ist eine von drei Pilotschulen, in denen die Schüler in diesem Winter das Energie- und Heizungsmanagement selbst in die Hand nehmen sollen.
Gekommen sind Schüler, Eltern und Lehrer, aber auch die Auftraggeber – die beiden Bezirksstadträtinnen für Schule und Hochbau, Lioba Zürn-Kasztantowicz und Christine Keil, sowie die leitende Schulrätin Ilse Rudnick. (Auf dem Foto rechts v.l.n.r.: Schulleiterin Janett Hartig, Lioba Zürn-Kasztantowicz, Ilse Rudnick, Christine Keil.) Christine Keil outet sich in ihrem kurzen Grußwort als „Pankows höchste Energiemanagerin“ und freut sich über den Nachwuchs. „Alle Nutzer in den öffentlichen Gebäuden müssen Energie sparen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern spart außerdem Geld“, appelliert sie. Die Schüler stellen in ihren Beiträgen rund um den Film allerdings nicht die finanzielle Seite in den Vordergrund, ihnen geht es ums Klima und die ökologische Zukunft.
Dass sie dabei ziemlich klar sehen und kritisch zu Werke gehen, zeigt sich, als sie mit einer Powerpoint-Präsentation ihre Pläne offenbaren. Obwohl sie bereits seit einem Jahr in der Schule Messungen machen, nach den Ursachen für Energieverschwendung suchen und Vorschläge entwickeln, zeigt die Verbrauchsstatistik der letzten beiden Jahre einen Anstieg. „Sparen wollen alleine reicht nicht aus“, konstatiert ein Sechstklässler lakonisch.
Allerdings hat sich durch die Aktivitäten der Schüler durchaus bereits etwas getan, wie ihr Lehrer Michael Temme (Foto) berichtet: „Durch den – ich will nicht sagen: Druck, aber durch die Initiativen der Schüler ist es endlich gelungen, dass unsere Heizanlage durchgecheckt worden ist. Ein Grund für die viel zu hohen Raumtemperaturen hat sich heute Morgen herausgestellt: Nach der Wärmedämmung hat man vergessen, die Heizung anzupassen. Dadurch lag seither die Vorlauftemperatur in den Rohren um mindestens 20 Grad zu hoch. Wir hätten unsere Schule wahrscheinlich ganz ohne Heizkörper, nur mit den Zuleitungsrohren heizen können!“
Im Film „Kohle ist nicht nur zum Grillen da“ beschäftigen sich die Schüler jedoch erst einmal gar nicht mit Heizwärme, sondern der Stromproduktion. Sie zeigen vor dem Hintergrund eines Besuchs im Braunkohletagebau in Jänschwalde, wie hoch der Aufwand für die Stromproduktion ist und wie schlecht der Wirkungsgrad durch den Einsatz fossiler Brennstoffe für die Stromgewinnung ist. „Keine 40% kommen von der Energie bei uns an, die man in Jänschwalde aus der Kohle holt“, das führen die jungen Filmemacher ihren Mitschülern vor Augen. Und sie wollen damit ihre Altersgenossen motivieren, nicht unnötig Strom zu verbrauchen.
Weil aber, wie die Schüler selbst festgestellt haben, der bloße Vorsatz wenig bringt, soll ab diesem Winter in der Schule das Heizmanagement am Kollwitzplatz in die Hand der einzelnen Schulklassen gelegt werden. Am Computer wird jede Klasse selbst festlegen, welche Obertemperatur eingestellt sein soll, und zu welchen Zeiten der Raum überhaupt beheizt werden soll. Durchgehende Heizzeiten von morgens bis nachmittags sind Verschwendung, das wissen die Schüler bereits. Eine intelligente Intervallsteuerung kann aber nur von den Schülern selbst festgelegt werden. „Wenn 25 Schüler in unseren kleinen Klassenräumen sind, haben wir 25 kleine Extra-Heizöfen“, so ein Schüler. Das müsse man berücksichtigen, um eine optimale Raumtemperatur zu erreichen.
Um die Motivation in den Klassen zu erhöhen, startet demnächst ein Wettbewerb. Regelmäßig sollen die Energiespar-Aktivitäten jeder Klasse gewertet werden. Aus der eingestellten Obertemperatur und den Ventilöffnungszeiten, die am Heizcomputer dokumentiert werden, wird ein Score gebildet, der in einer Tabelle veröffentlicht wird. Die Klassen mit dem besten Ergebnis am Ende der Heizperiode bekommen Preise. Die Aufgabe ist nicht ganz einfach, denn neben der Energieeinsparung müssen die jungen Energiemanager auch die Luftqualität im Auge behalten. Gar nicht mehr zu lüften, um möglichst viel Energie zu sparen, sei eine schlechte Idee, so Michael Temme. Auch die CO2-Werte in der Atemluft werden in den Klassenräumen gemessen. Zu schlechte Luft führt zum Punkteabzug. Denn das erste Ziel der Schule sei es, gute Lernbedingungen bereitzustellen, nicht, Energie zu sparen. Also werden die Energiemanager in der Grundschule am Kollwitzplatz künftig auch lernen müssen, Zielkonflikte zu lösen. Das verbindet sie mit den Politikerinnen, die die Schüleraktivitäten im Rahmen von „Köpfchen statt Kohle“ auch weiterhin unterstützen wollen. „Hier können die Schülerinnen und Schüler wirklich lernen, was Nachhaltigkeit bedeutet“, stellt Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz fest.