Berlins erste Schüler-Solaranlage wurde jetzt in der Grundschule unter den Bäumen ihrer Bestimmung übergeben. An der Grundschule im Pankower Quartier Blankenburg haben unsere jungen Energiemanager mit Unterstützung durch die DPI-Solar Energiespar GmbH ein Solarmodul mit Laderegler und Akku auf einen mobilen Rahmen montiert. Mit dem Solarmodul wird ab jetzt die Pausenhof-Disco der Schule betrieben.
Beim erstmaligen Anzapfen der Sonne für die akustische Pausenbelebung waren auch Pankows Bezirksstadtrat Torsten Kühne und Schulrätin Susanne Füllgraf mit dabei. Harry Funk, der für die Berliner Senatsverwaltung die Klimaprojekte in Berlin koordiniert, lobte das Projekt: „Damit wird Solarenergie für die Schüler greifbar und das Thema wird auch emotional erfahrbar.“ Sogar ein Filmteam von n-tv interessierte sich für das Event und interviewte die Schüler.
Zwölf waren zu Beginn des Jahres angetreten, sieben Schüler der Klassenstufen 7 bis 9 haben es jetzt auf Anhieb geschafft – die Prüfung zum „Junior-Energieberater“. Am vorletzten Schultag fand der zweite Teil der Prüfung (mündlich und praktisch) vor der vierköpfigen Prüfungskommission im Robert-Havemann-Gymnasium in Berlin-Karow statt. Schulleiter Thomas Josiger ist stolz darauf, dass dieses bisher einmalige Projekt an seiner Schule erfolgreich ist. Im kommenden Schuljahr wollen die Schüler ihren ersten Praxiseinsatz in einem öffentlichen Gebäude des Bezirks Pankow starten. Für die Schulung des nächsten Jahrgangs haben die Schüler auch ein „Junior-Energieberater-Handbuch“ erarbeitet, das soeben in einer ersten Auflage gedruckt worden ist.
Was plant „Köpfchen statt Kohle“ für das nächste Schuljahr? Wir sprachen mit Projektleiter Richard Häusler (auf dem Foto zusammen mit Energiemanagern der Schule am Falkplatz).
Frage: Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen des jetzt abgeschlossenen Schuljahres?
Antwort: Teils, teils. Die Junior-Energieberater, die Solar-Disco, der Klimavertrag der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen mit dem Pankower Bürgermeister, darauf sind wir schon stolz. Aber manche Ziele haben wir dieses Jahr auch nicht erreicht.
Frage: Welche denn?
Antwort: Zum Beispiel haben die Schüler/innen in der Falkplatz-Schule im vergangenen Winter keinen großen Lüftungs-Wettbewerb hinbekommen. Das hing auch damit zusammen, dass die Gruppe sich lange damit herumgeschlagen hat, die Verbindung ihres Steuerungsrechners mit dem Heizungsserver wieder hinzubekommen. Und im Käthe-Kollwitz-Gymnasium wartet die Projektgruppe noch auf diesen Rechner – er soll aber zum Start des neuen Schuljahres da sein.
Frage: Die Probleme sind also eher technischer Natur?
Antwort: Nicht nur. Wir müssen uns auch darum kümmern, dass in allen 18 Schulen, die wir betreuen, die Projektidee und die Suche nach lohnenswerten Projektzielen immer im Vordergrund steht. Wir wollen und sollen ja keinen Ergänzungsunterricht machen, sondern die Schüler sollen selbst aktiv werden und unterstützt durch uns die Energiesituation in der Schule untersuchen und verbessern. Dafür gibt es überall die unterschiedlichsten Ansatzpunkte. Das Know-how über Physik, Energietechnik und Messmethoden eignen sich die Schüler/innen dann en passant an. Dann macht es den jungen Energiemanagern auch Spaß.
Frage: Gibt es auch neue Ideen, die Sie nächstes Jahr umsetzen wollen?
Antwort: Gibt es. An einigen Schulen wollen wir ausprobieren, ob man die relativ teuren Messgeräte und Datenlogger, mit denen wir Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und CO2-Gehalt erfassen, durch ein Messnetz auf Basis der Raspberry-Technologie ersetzen könnte. Ein Raspberry ist ein kleiner, sehr kostengünstiger Computer, mit dem inzwischen auch in Grundschulen Programmieren gelernt wird. An diese Geräte lassen sich ebenfalls sehr kostengünstig alle möglichen Sensoren anschließen und dadurch Daten sammeln und auch visualisieren. Wir hätten damit nicht nur sehr viel kostengünstigere Messmöglichkeiten. Die Schüler könnten auch rascher auf die Ergebnisse zugreifen und damit arbeiten. Und ein dritter Vorteil wäre: Die Energiemanager haben es nicht mit einer „Black Box“ zu tun, sondern können die Messgeräte und den Aufbau von Messumgebungen selbst programmieren und die Technik verstehen. Damit würde „Köpfchen statt Kohle“ auch einen Beitrag zur digitalen Bildung leisten.
WEITERE KURZNACHRICHTEN
Viertklässler der Carl Humann-Grundschule am Prenzlauer Berg entwickelten für eine Lüftungskampagne schon vor zwei Jahren eine informative Litfaßsäule mit Bildern und Slogans. Darunter war auch ein Claim, den das Eidgenössische Departement des Innern jetzt gerne für eine landesweite Aktion verwenden möchte. Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit hat bei uns angefragt, ob es den Slogan „Schlechte Luft – schlechte Laune – schlechte Noten“ für sein Projekt „Luftwechsel“ in Schweizer Schulen verwenden darf. Natürlich darf es, beschlossen die Grundschüler und ihre Lehrerin Kathrin Hillers. Vielleicht sollten wir in Zukunft marketingtaugliche Ergebnisse aus den „Köpfchen statt Kohle“-Projekten schützen lassen, um sie auch finanziell verwerten zu können?
Weil zum Sommer hin die Heizung kein Thema mehr in den Schulen ist, haben die jungen Energiemanager dann Freiräume, sich mit neuer Energietechnik zu beschäftigen. Nahezu alle „Köpfchen statt Kohle“-Schüler lernen die Funktion einer Solarzelle kennen. Auch hier steht die Theorie erst an zweiter Stelle. Zunächst werden Modelle zum Beispiel von Solarautos gebaut und ausprobiert. Danach ist die Motivation groß, auch zu verstehen, wie aus den Lichtteilchen in der Solarzelle elektrischer Strom wird. Wenn die Sonne mal nicht scheint – was in den letzten sehr regnerischen Wochen öfter der Fall war – müssen Baustrahler oder Overhead-Projektoren als Ersatzsonne herhalten. Die gemalte Sonne (Bild oben rechts) ist dagegen wohl ein ironisches Statement eines jungen Solarautobesitzers…
In der Homer-Grundschule haben die Schülerinnen und Schüler der „Köpfchen statt Kohle“-Projektgruppe sogar zusammen mit ihrem Lehrer Tobias Berger im Lauf des Schuljahres eine eigene Energiewerkstatt eingerichtet, um Modelle bauen und experimentieren zu können. Dafür haben sie einen weitgehend verwaisten Werkstattraum im Keller mit Werkzeug und Materialien ausgerüstet. Die bei „Köpfchen statt Kohle“ aktiven Schüler/innen erwerben dadurch ganz nebenbei auch grundlegende handwerkliche Fähigkeiten.