Falkplatz-Schüler bohren dicke Bretter und bleiben motiviert – In Blankenburg entsteht die erste Schüler-Solaranlage – Vier „Köpfchen statt Kohle“-Schulen vom Senat ausgezeichnet

collage_mit_fassade_02aGeduld ist für die jungen Energiemanager von der Falkplatzschule wahrlich kein Fremdwort. Über den letzten Winter bis ins Frühjahr hinein war das ganze Schulhaus eingerüstet und die Fassade mit einer wenig durchsichtigen Plane bedeckt. Weit über 100 alte Fernster wurden saniert. Wegen der Staubentwicklung war an ein vernünftiges Lüften nicht zu denken. Hinzu kam, dass auch der Zugriff der Fünft- und Sechstklässler auf die Heizungssteuerung sich als höchst störanfällig erwies, weil die WLAN-Verbindung von ihrem Computer zum Heizungsserver immer häufiger ausfiel. Unterdessen wurde auch die Heizung der Schule von Gas auf Fernwärme umgestellt. Zu gerne hätten die Schüler, die sich jede Woche einmal bereits eine Stunde vor Unterrichtsbeginn für die Projektarbeit treffen, überprüft, ob die alten Heizeinstellungen mit der neuen Wärmeversorgung und den abgedichteten, neuen Fenstern noch zusammenpassen.

Als sie nun letzte Woche endlich wieder an die Heizungssteuerung rankamen, weil der WLAN-Router umgesetzt wurde, begannen sie gleich mit der Überprüfung der Klassenräume am Heizungscomputer. Schon der erste Raum zeigte ein anormales Bild: Die Heizung scheint keine Nachtabsenkung mehr zu haben. Obwohl angeblich die Heizungsventile aus sind, sind auch nachts und in den unterrichtsfreien Zeiten immer deutlich mehr als 20 Grad im Raum.

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Um das Phänomen aufzuklären, fragten sie Techniker und Bauverwaltung. Eine einfache Antwort freilich konnten ihnen diese nicht geben. Sie erfuhren allerdings, dass die Einzelraumsteuerung und die neue Fernwärme-Heizstation nicht wirklich zusammenarbeiten. Niemand hat sich anscheinend auch Gedanken gemacht, die Heizkurven an die nunmehr besser abdichtenden Fenster anzupassen. Die Zuständigen in der Bauverwaltung rieten den Schülern, mit Temperatur-Datenloggern aufzuklären, wie die einzelnen Heizkörper sich über den 24-Stunden-Tag hinweg verhalten. Das werden sie jetzt in den nächsten Wochen systematisch für die Klassenräume angehen. Außerdem versprach die Bauverwaltung, die Druckverhältnisse in der Heizanlage zu überprüfen und einen sogenannten hydraulischen Abgleich vorzunehmen.

warum_dabei_bilderrahmenVielleicht auch, weil die letzten Monate den Energiemanagern der Falkplatz-Schule so viel Frustrationstoleranz abverlangten, gestalteten sie für die schulinterne Öffentlichkeitsarbeit zu Beginn des Schuljahres ein Poster, auf dem sie ihre individuellen Motive für ihre Mitarbeit verraten. Das Spektrum der Motive ist breit gefächert, hier drei Beispiele:

…weil ich gerne Verantwortung übernehme und Spaß daran habe, Texte zu verfassen
… weil ich das studieren will, wenn ich älter bin
… weil mein Bruder auch Energiemanager war.

Das Poster gibt es auch zum Download auf dieser Website.

fassaden_loecher_brief_an_stadtraetinNicht weniger Durchhaltevermögen beweisen die Schülerinnen und Schüler in der Blankenburger Grundschule unter den Bäumen. Obwohl vor einem Jahr an den beiden Giebelseiten der Schule die zahlreichen Spechtlöcher in der wärmegedämmten Fassade alle verschlossen wurden und als Abwehrmaßnahme zahlreiche Nistkästen sowohl für Sing- wie für Greifvögel in die Fassaden integriert worden sind, fanden die Energiemanager jetzt doch wieder etliche neue Löcher, die die Wärmedämmung beeinträchtigen. Die genaue Analyse ergab, dass an der Süd- und Ostseite der Schule sehr viel mehr Löcher gezählt werden als den sonnenabgewandten West- und Nordseiten. Womit kann das zusammenhängen? Die Schüler vermuten, dass die Licht- oder Wärmesituation einen Einfluss hat und erbaten in einem Brief an die Baustadträtin weitere Unterstützung bei der Aufklärung. Da die Stadtratsposten in Pankow derzeit neu vergeben werden, wird es vermutlich etwas länger dauern, bis sie eine Antwort vom Bezirk bekommen.

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In der Zwischenzeit wollen die jungen Energiemanager ein neues Projekt starten. Als erste Berliner Schule wollen sie eine kleine leistungsfähige Solaranlage selbst aufbauen und betreiben. Die Solaranlage soll allen Schülern der Schule die Technik anschaulich machen, deshalb soll sie nicht auf dem Dach montiert werden. Der gewonnene Strom wird nicht ins Netz eingespeist, sondern er soll direkt verwendet werden – z.B. für eine Schulhof-Musikanlage oder eine Handy-Ladestation. Eine solche Inselanlange besteht aus dem Solarmodul, einem Laderegler, der Solarbatterie, Gleichstromverbrauchern sowie einem Wechselrichter, falls Wechselstrom benötigt wird und Wechselstromverbraucher angeschlossen werden sollen. Derzeit suchen die Schüler in der Elternschaft nach Müttern und Vätern mit entsprechenden fachpraktischen Kompetenzen, um bei der Installation und Inbetriebnahme der Anlage zu helfen. Auf unserem Foto freuen sich die Schülerinnen und Schüler über ihr erstes Solarmodul. Die Anlage kann mit weiteren Modulen ausgebaut werden.

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Die Grundschule unter den Bäumen ist es auch, die erstmalig in diesem Schuljahr die Auszeichnung des Berliner Senats als „Klimaschule“ bekam, die mit 17.000 Euro für energetische Verbesserungsmaßnahmen an der Schule dotiert ist. Zusammen mit weiteren drei „Köpfchen statt Kohle“-Schulen, die die Prämierung für kontinuierliches Klimaengagement bereits zum wiederholten Mal bekamen, nahmen die Schüler den Preis jetzt auf einer Veranstaltung im neu eröffneten Zeiss-Großplanetarium entgegen. Die weiteren ausgezeichneten „Köpfchen statt Kohle“-Schulen sind die Homer-Grundschule, die Schule am Falkplatz und das Robert Havemann-Gymnasium.

WEITERE KURZNACHRICHTEN

powerhouse_5a_03Grundschule am Sandhaus: Alle drei fünften und die beiden sechsten Klassen der Schule in Berlin-Buch kommen dieses Schuljahr in den Genuss einer „Power House-Woche“. Eine ganze Woche lang beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit erneuerbaren Energien. An einem Modellhaus mit Solaranlage, Sonnenkollektor und Windrad und mit einem Modell-Wasserstoff-Auto lernen sie praktisch und theoretisch die Energietechnik der Zukunft kennen. „Köpfchen statt Kohle“-Mitarbeiter leiten die Schüler an und helfen ihnen, zu verstehen, wie eine Solarzelle funktioniert, wie aus Bewegung Strom wird oder unter welchen Bedingungen Wasserstoff eine erneuerbare Energiequelle darstellt.

komplexmodell_04Robert Havemann-Gymnasium: Ein auf Initiative von „Köpfchen statt Kohle“ entwickelter Modellbausatz ist jetzt erfolgreich von einer zehnten Klasse des Havemann-Gymnasiums getestet worden. Die Schülergruppe baute unter Leitung ihres Physiklehrers Christian Strube in mehreren Wochen das Modell, das einen Walzenmotor, ein Zahnradgetriebe, eine LED sowie eine umschaltbare Energieversorgung durch Batterie und Solarzelle aufweist. Im anschließenden Theorieteil erarbeiten sich die Schüler physikalisches Grundwissen anhand von Experimenten mit dem Fahrzeug. Das Modell kann auch bereits von Siebtklässlern gebaut werden, wenn ein paar Erleichterungen berücksichtigt werden, die während der Testphase von den Zehntklässlern vorgeschlagen wurden. Übrigens erhielt Christian Strube soeben den Magnus-Preis der Physikalischen Gesellschaft als „Berlins bester Physiklehrer“. Die Ehrung honoriert sein großes Engagement beim Aufbau des energiepädagogischen Zentrums im Havemann-Gymnasium, das vor allem auch die „Köpfchen statt Kohle“-Schulen intensiv nutzen.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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