Ein zweiter Berliner Bezirk schließt sich jetzt „Köpfchen statt Kohle“ an. Noch vor Weihnachten startete in der Grundschule auf dem lichten Berg eine Schüler-Projektgruppe, für die sich über 20 Kinder der Klassenstufen vier bis sechs angemeldet haben. Der Bezirk Lichtenberg hat die Projektgruppe mit einem Koffer voller Messgeräte ausgestattet. Ein Mitarbeiter aus dem „Köpfchen statt Kohle“-Team von stratum betreut die Gruppe in der Schule, die zwei Standorte hat. Beide Schulgebäude wollen die Schülerinnen und Schüler unter die Lupe nehmen. Im Februar ist dazu auch eine systematische Gebäudebegehung geplant, die von einem Ingenieur und Energieberater begleitet wird.
Zum Auftakt überprüften die angehenden jungen „Energiemanager“ ihr Wissen über Energiearten und Energieumwandlung und machten sich mit der Technik der Temperaturmessung vertraut. Auch auf ein Problem stießen die Schüler gleich zu Beginn: Nicht wenige der Heizungsthermostate in ihrer Schule stehen auf Stufe „5“. Dass das viel zu hoch ist, werden sie in den nächsten Wochen durch Messungen und Datenauswertungen zeigen und dann ihren Mitschülern und den Lehrkräften beibringen.
Dass die richtige Heizungseinstellung gar nicht so einfach ist, erleben jetzt auch die Energiedetektive der Homer-Grundschule. Diese Pankower Schule hat die drehbaren Heizungsthermostate abgeschafft und durch eine zentrale Einzelraumsteuerung am Computer ersetzt, zu der die Schüler einen eigenen freien Zugang haben. Sie können sogar Heizzeiten und Temperaturen selbst einstellen. Was dabei aber herauskommt, hängt jedoch nicht nur von den Schülern ab, sondern auch von der Technik, die hinter dem System steckt. Damit der computergesteuerte Thermostat funktioniert, benötigt er unter anderem die richtigen Temperatursignale aus jedem Raum. Ist nun ein Temperaturfühler in einem Schrank eingebaut, wie die Schüler es jetzt für den Klassenrum 106 festgestellt haben, übermittelt er irreführende Daten an das Regelsystem. Denn das Mikroklima in dem Schrank erzeugt ein paar Grad mehr Wärme, als im Klassenraum sonst herrschen. Der Heizungscomputer fährt also den Wärmetransport herunter und es wird tendenziell zu kalt im Klassenzimmer. Anhand der Computerdiagramme kommen die jungen Energiemanager solchen Zusammenhängen allmählich auf die Spur.
Es ist also nicht so, dass die Schüler immer nur damit beschäftigt wären, überheizte Räume aufzuspüren und Energie zu sparen, nicht selten stoßen sie auch auf das Gegenteil – zu kalte Räume. In jedem Fall funktioniert die Regelung am Computer nicht bzw. es ergeben sich Widersprüche zwischen den Einstellungen am PC und den realen und messbaren Verhältnissen in den Räumen. Das kann auch mit defekten Heizungsventilen zusammenhängen, die die Energieaktivisten der Schule am Falkplatz immer wieder entdecken
So haben sie jetzt festgestellt, dass zu schlecht beheizte Räume beispielsweise nur einen funktionierenden Heizkörper aufweisen, an dem sich eine angemessene Vorlauftemperatur von ca. 50 Grad messen lässt, und zwei Heizkörper, die nur Zimmertemperatur haben, also gar nicht in der Lage sind, Wärme an den Raum abzugeben. Das Energieteam an der Falkplatzschule, das sich jeden Dienstagmorgen um 7 Uhr eine Stunde vor dem Unterricht trifft, hat sich daran gewöhnt, nahezu jedes Mal einen Mängelbericht für die Techniker und die Bauverwaltung schreiben zu müssen. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich dadurch nicht entmutigen.
Im Gegenteil: Die „Köpfchen statt Kohle“-Teams sind hoch motiviert und setzen sich immer anspruchsvollere Ziele. Im Robert Havemann-Gymnasium erarbeitet sich ein Dutzend Schüler aus den Klassenstufen 7 bis 12 die Kompetenz, um als „Junior-Energieberater“ sowohl in Haushalten als auch anderen Schulen Energiechecks durchführen zu können. Inzwischen ist auch die Fragebatterie für den Wissens- und Praxistest in der Erprobungsfassung vorhanden. Im Frühjahr wollen alle diesen Test bestehen.
Der Messgeräte-Koffer der Junior-Energieberater ist umfassend bestückt – vom Durchflussmesser für Wasserhähne über Messgeräte zur Bestimmung der Taupunkt-Abstandstemperatur bis zur handlichen Wärmebildkamera. Mit all diesen Geräten müssen der angehende Energieberater-Nachwuchs umgehen können.
WEITERE KURZNACHRICHTEN
Grundschule unter den Bäumen: Die Idee einer Schüler-Solaranlage an dieser Schule nimmt konkretere Formen an. Nachdem sich der Großvater einer Schülerin bereit erklärt hat, das Projekt durch Rat und Tat zu unterstützen, ist der Plan, im Sommer eine solarbetriebene Pausenhofdisco zu betreiben, weiter gediehen. Der frühere Ingenieur für Nachrichtentechnik war bereits bei einem Treffen mit dabei (unser Foto). Auch ein Standort ist in Absprache mit der Schulleitung bereits gefunden. Nach den Ferien wird das Solarprojekt eines von drei Themen sein, mit denen sich die Schüler beschäftigen. Mit der Thermokamera wollen sie weiterhin die Beschädigung der Fassadendämmung durch Spechtlöcher untersuchen sowie am Heizungscomputer energiesparende Einstellungen für die einzelnen Räume finden.
Für ihre praktische Arbeit benötigen die jungen Energiemanager auch einiges an theoretischem Wissen. Anders als im Schulunterricht eignen sie sich dieses Wissen aber begleitend zu ihrer praktischen Arbeit an. Kein „Köpfchen statt Kohle“-Schüler verlässt die Grundschule deshalb ohne zu wissen, wie ein Thermostat funktioniert oder wie eine Heizungsanlage aufgebaut ist. Zur Erarbeitung und Überprüfung ihres Wissens haben die Schülerinnen und Schüler aus der Projektgruppe der Grundschule an der Marie jetzt aus dem Gedächtnis Funktionsbilder der Heizung gezeichnet. Wer weiß, vielleicht beginnen hier auch im einen oder anderen Fall berufliche Karrieren als Heizungsbauer oder Ingenieurin?
In der Grundschule am Sandhaus haben wir, auch bedingt durch die Zusammensetzung der Schülergruppe, das experimentierende und selbstbestimmte Lernen in den Vordergrund gestellt. Lernpsychologen wie der Neurobiologe Gerald Hüther weisen immer wieder darauf hin, dass Kinder lernen wollen – wenn man zulässt, dass sie sich mit den eigenen Fragen an die Welt beschäftigen. („Wenn etwas für ein Kind bedeutsam ist, dann lernt es das auch.“) Am Sandhaus erleben wir das immer wieder, wenn wir zum Beispiel sehen, mit welcher Konzentration die Schüler aus dem vorhandenen Lernmaterial (z.B. Generator-Baukästen) neue komplexe Anordnungen bauen und testen. Natürlich ist es im Konzept des Baukastens eigentlich nicht vorgesehen, dass Kinder den Inhalt von zehn solcher Kästen hernehmen, um alles Mögliche damit zusammenzuschalten. Aber das ist es, was die Schüler motiviert! In der Grundschule am Sandhaus würden wir deshalb am liebsten eine große Werkstatt für freies und (zunächst) chaotisches Experimentieren einrichten. Nicht nur die Kinder aus den sogenannten bildungsferneren Schichten würden davon profitieren…
Den besten der vier Videoclips, den die Energiemanager der Homer-Grundschule letztes Jahr produziert haben, kann man auf der “Köpfchen statt Kohle”-Website jetzt auch anklicken. Folgen Sie diesem Link: https://youtu.be/-EbWlb0yZig. In dem Video geht es u.a. um „kranke“ Heizungen, das Stethoskop als Werkzeug der Energiedetektive und um die Frage, was es mit diesem CO2 auf sich hat. Das Video haben die Schüler eingesetzt, um in ihrer Schule neue Mitstreiter für die „Köpfchen statt Kohle“-Projektgruppe zu gewinnen!