Die Energiebilanz der eigenen Schule zu verbessern – das ist kein Unterrichtsfach und steht in keinem Lehrplan. Die Schülerinnen und Schüler, die sich in den „Köpfchen statt Kohle“-Projekten für dieses Ziel engagieren, lernen sehr bald, dass hier von ihnen etwas ganz anderes gefordert wird als im Schulunterricht. Nicht nur, dass sie sehr viel mehr selbst bestimmen können (und müssen!), was sie tun. Sie lernen auch, wie schwer sich gute Ideen oft umsetzen lassen, wie lange es dauert, bis andere mitziehen, und wie kompliziert Erwachsene sein können.
Die jungen Energiemanager der Schule am Falkplatz, die sich jeden Dienstagmorgen um 7 Uhr vor dem Unterricht in ihrer Schule treffen, haben zum Beispiel schon vor einem Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass die WLAN-Verbindung ihres Steuerungscomputers zum Heizungsserver, nicht verlässlich funktioniert. In der letzten Heizperiode konnten sie deshalb nicht einmal in der Hälfte der Zeit die Einstellungen des Heizungscomputers überprüfen und optimieren. Schon im letzten Schuljahr haben sie deshalb über die Projektbetreuer bei den Verantwortlichen den Wunsch nach einer Kabelverbindung ihres Rechners zum Heizungsserver angemeldet. Obwohl das technisch geklärt und unproblematisch ist, ist aber nichts passiert. Jetzt befürchten die Energiemanager, dass ihnen in der kommenden Heizperiode wieder die Hände gebunden sind. Um das zu vermeiden, haben sie zum Start des neuen Schuljahres einen Brief an das zuständige Ingenieurbüro und an die Bauverwaltung geschrieben:
Noch haben sie von keiner Seite eine Antwort erhalten. Aber aufgeben werden sie nicht. „Dann gehen wir eben zum zuständigen Stadtrat oder dem Bürgermeister“, sagen die Fünft- und Sechstklässler. So lernt man fürs Leben…
Auch im Robert Havemann-Gymnasium haben sich die Energiemanager für dieses Jahr etwas vorgenommen, das weit über die Schule hinausweist. Einer Anregung aus der Lehrerschaft folgend qualifizieren sie sich in diesem Schuljahr zu Junior-Energieberatern. Unterstützt durch die externen Betreuer von „Köpfchen statt Kohle“, bei denen auch Ingenieure und erfahrene Energieberater im Team sind, haben sie damit begonnen, ein Handbuch für Energieberater durchzuarbeiten. In der Projektgruppe arbeiten Schülerinnen und Schüler von der siebten bis zur 12. Klassen zusammen. Durch diese Mischung wird das anspruchsvolle Projekt erst möglich. Denn die jungen Energieexperten sollen sich nicht nur das Hintergrund- und Praxiswissen für einen professionellen Energiecheck erarbeiten. Sie möchten in diesem Schuljahr auch ein eigenes kleines Handbuch speziell für Junior-Energieberater zusammenstellen.
Nach bestandener Prüfung vor einer noch einzurichtenden Prüfungskommission bieten sich die jungen Energieberater sowohl Schulen und öffentlichen Einrichtungen im Umkreis des Havemann-Gymnasiums als auch Wohnungsgesellschaften als Dienstleister an. Dazu werden sie auch einen standardisierten Mess- und Gerätekoffer einsetzen. Vielleicht werde man dann sogar eine Schülerfirma gründen, spekuliert „Köpfchen statt Kohle“-Projektleiter Richard Häusler.
Vor einer echten Herausforderung stehen auch die Energiedetektive der Grundschule unter den Bäumen in Berlin-Blankenburg. Nachdem der Vorgänger-Jahrgang sich erfolgreich dafür eingesetzt hatte, dass die durch zahlreiche Spechtlöcher beschädigte Wärmedämmung der beiden Giebelseiten ihrer Schule ausgebessert und zur Prophylaxe mit zahlreichen Nistkästen an der Hauswand ausgestattet wurde, ergab eine Inspektion zu Beginn des neuen Schuljahres einen sonderbaren Befund: Während an der nördlichen Giebelseite alles in Ordnung ist, sind an der südlichen Front doch wieder neue Spechtlöcher entstanden, die die Wärmedämmung des Gebäudes beeinträchtigen. Die knapp 20 Fünft- und Sechstklässler, die in der Energie-Projektgruppe in diesem Schuljahr mitarbeiten, wollen jetzt erst einmal herausfinden, was der Grund für diese ungleiche Situation sein kann. Sie sammeln derzeit Hypothesen und suchen nach Messdaten, die einen Unterschied begründen. Auch Experten wollen sie fragen – und natürlich die Situation weiter beobachten. Auch hier haben die Schüler also mit einem Problem zu tun, für das kein Schulbuch die Lösung enthält!
Ein Dutzend Zehntklässler des Havemann-Gymnasiums haben ebenfalls eine Aufgabe übernommen, die realen Mehrwert verspricht. Unter Leitung ihres Physiklehrers Christian Strube testen sie nämlich einen komplexen Bausatz, den ein Hersteller auf Anregung durch „Köpfchen statt Kohle“ soeben entwickelt hat. Das Modell, das im kombinierten Werk- und Physikunterricht gebaut und „verstanden“ werden soll, umfasst den Aufbau von Generator/Elektromotor, die Kraftübertragung auf die Räder und den wahlweisen Batterie- und Solarbetrieb. Auch eine LED ist auf dem Fahrzeug montiert, eine Spannungsanzeige soll noch dazukommen.
Die Zehntklässler bauen in der Werkstatt des Pankower Energiezentrums das Modell Schritt für Schritt und entdecken dabei Schwachstellen und machen Verbesserungsvorschläge. Vor allem sollen sie auch im Blick haben, ob Grundschüler der 5. und 6. Klasse damit auch zurechtkommen.
WEITERE KURZNACHRICHTEN
Grundschule am Sandhaus: Die Motivation, sich am Energieprojekt im neuen Schuljahr zu beteiligen, wird in der Grundschule am Sandhaus durch eine Serie aus drei DIN A1-Postern unterstützt, die im Schaukasten vor dem „Nawi“-Raum hängen. („Nawi“ heißen die gesammelten naturwissenschaftlichen Fächer an den Berliner Grundschulen.) Auf den Postern sind die Experimente der Schüler aus dem letzten Jahr erläutert, die sich um die verschiedenen Energiearten und vor allem um erneuerbare Energien drehten. Natürlich ist es am spannendsten, erst einmal zu entdecken, wen der abgebildeten Schüler/innen man kennt – oder ob man gar selbst auf den Postern mit drauf ist.
Die Posterserie ist als PDF auch im Downloadbereich unseres Weblogs verfügbar.
An der Klecks-Grundschule ist die Projektgruppe von „Köpfchen statt Kohle“ in diesem Schuljahr mit dem Thema „Energieumwandlung“ gestartet. Zu diesem Zweck hat das Schulamt das „Energierad“ in die Schule gebracht, das während des gesamten Schuljahres durch die „Köpfchen statt Kohle“-Schulen tourt. Am Energierad können mehrere Verbraucher angeschlossen werden und die Schüler lernen durch eigene Kraftanstrengung, wie viel aufwendiger es ist, Wärme (in einem Wasserkocher) zu erzeugen als Strom für Beleuchtung und Radio. Auch den Unterschied zwischen dem Energiebedarf einer Glühbirne und dem einer Energiesparlampe oder LED-Leuchte kann man so direkt in den eigenen Beinen spüren. Wie viel mehr elektrische Energie in einer Glühbirne zu Wärme verarbeitet wird im Vergleich zu einer Energiespar- oder LED-Leuchte, können die Schülerinnen und Schüler auch mit dem Oberflächenthermometer nachmessen.
„Köpfchen statt Kohle“ macht jetzt auch Schule in Sachsen. An vier sächsischen Schulen haben in diesem Schuljahr Projekte begonnen, die die Schüler/innen in die Verbesserung der Gebäude-Energieeffizienz aktiv einbeziehen. stratum betreut die Schulen zusammen mit einem Berliner Ingenieurbüro. Allerdings ist die Betreuung sehr viel weniger intensiv als in Pankow, doch profitieren die sächsischen Schulen von den „Köpfchen statt Kohle“-Erfahrungen. Eine eigene Projektwebsite http://www.energiefuechse-sachsen.de/ berichtet über den Fortgang des zunächst auf drei Jahre angelegten Projekts. Auftraggeber ist die Sächsische Energieagentur SAENA.