Für weitere zwei Schuljahre – also bis Sommer 2018 – hat stratum jetzt den Auftrag erhalten, die „Köpfchen statt Kohle“-Projekte in 17 Schulen des Bezirks Pankow weiter zu betreuen. Wie Projektleiter Richard Häusler berichtet, möchte die Bezirksverwaltung die Energieprojekte dann auch evaluieren. „Für uns natürlich ein zusätzlicher Grund, in den beiden nächsten Jahren noch einen eindrucksvollen Sprint hinzulegen“, sagt Häusler. Dieses Versprechen wird sogar mit einem Zusatz im Logo signalisiert. Wir fragten den Projektleiter nach seinen Plänen und Ideen für den neuen Schulstart im September.
Frage: Was haben Sie sich denn Besonderes vorgenommen im neuen Schuljahr?
Antwort: In erster Linie wollen wir in dem Dutzend Schulen, wo die Schüler selbst den zentralen Heizungscomputer überwachen und steuern können, die Heizzeiten noch besser an den tatsächlichen Bedarf anpassen, d.h. Heizzeiten einsparen.
Frage: Die Schüler sitzen also dauernd am Computer?
Antwort: Nicht dauernd. Sie gehen auch mit Messgeräten in die Klassenräume, um Ungereimtheiten aufzuklären, defekte Ventile zu entdecken etc. Aber es stimmt schon, das Ganze ist wirklich in erster Linie anstrengende und konsequente Computerarbeit. Die Schüler haben alle einen USB-Stick, auf dem sie die gesamten Heizungsdaten aktuell halten. So können sie an mehreren Computern in Arbeitsteilung einen Großteil der Räume analysieren. Veränderungen nehmen sie dann an dem Heizungsrechner vor, auf den sie ebenfalls Zugriff haben. Wenn wir ehrgeizig sind und möglichst viele Heizstunden einsparen wollen, heißt das, dass 10-15 Schüler zu Beginn der Heizperiode intensiv mit dem System arbeiten müssen.
Frage: Machen die Schülerinnen und Schüler das mit?
Antwort: Für die 10- bis 12-jährigen ist es sehr motivierend, selbst und direkt in das Heizungssystem eingreifen zu können. Sie lernen zu Beginn nicht nur die Regelungssoftware kennen, sondern beginnen, komplexere Zusammenhänge der Beheizung eines Gebäudes zu verstehen und Diagramme mit mehreren Datendimensionen zu verstehen. Aber natürlich können wir die Kinder nicht drei, vier Monate nur damit beschäftigen. Wir geben den Schülern auch Gelegenheit, sich experimentell mit erneuerbaren Energien und Zukunftstechniken auseinanderzusetzen. Sie bauen Solarmodelle, lenken kleine Wasserstoffautos, bauen Generatoren oder Dampfkraftwerke und Druckluftautos und lernen dabei ein Menge Grundlegendes über Energiezeugung, -speicherung und -verwendung. Außerdem haben wir das große Thema CO2 im Klassenzimmer, also das Problem der schlechten Luft im Winter, die die Lernleistung der Schüler verringert.
Frage: Was können Sie dagegen tun?
Antwort: Wir haben in den letzten zwei bis drei Jahren das Thema bereits in einigen Projekten intensiver behandelt und Erfahrungen mit der Aufstellung von Messanzeigen in den Klassen gemacht. In einigen Schulen liefen regelrechte Lüftungswettbewerbe. In den kommenden beiden Jahren wird es darum gehen, Lehrern und Schülern das richtige, also effektive und gleichzeitig energiesparende Lüften beizubringen. Dazu brauchen wir die Messanzeigen, aber die alleine reichen nicht aus. Und außerdem sollte in größeren Lüftungsphasen wie z.B. in den Hofpausen die Heizung aus sein. Auch das können die jungen „Energiemanager“ am Heizungscomputer einstellen.
Frage: Konzentriert sich die Arbeit von „Köpfchen statt Kohle“ auf die Heizenergie?
Antwort: Zum Teil schon, weil die Heizung einfach 80 Prozent des Energieverbrauchs in einer Schule ausmacht. Aber auch Beleuchtung ist ein Thema. In manchen Schulen hatten wir schon den Fall, dass eine Dauerbeleuchtung auf den Fluren herrschte, auch wenn die gar nicht nötig war. Das konnte beispielsweise im Havemann-Gymnasium abgestellt werden. Außerdem verwenden einige unserer Schulen, wenn sie als „Klimaschule“ ausgezeichnet werden und dafür Mittel bekommen, das Geld dafür, moderne LEDs für die Beleuchtung zu installieren.
Frage: Machen die Schulen eigentlich gerne bei „Köpfchen statt Kohle“ mit?
Antwort: Die Schulen sind recht begeistert von den Projekten, weil sie sehen, dass die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert sind und eine Menge Lern- und Erfahrungsgelegenheiten durch „Köpfchen statt Kohle“ bekommen. Außerdem verbessert die Arbeit der jungen „Energiemanager“ ja tatsächlich die Lebensqualität in den Schulen. Wenn eine Schule nicht so mitzieht, wie wir uns das vorstellen, liegt es meistens an personellen Wechseln und Engpässen in der Schulleitung und beim pädagogischen Personal oder an organisatorischen oder auch baulichen Erschwernissen. Das passiert aber selten. Dennoch werden wir jetzt zwei Schulen, die derzeit schlechte Bedingungen für „Köpfchen statt Kohle“-Aktivitäten aufweisen, durch zwei neu ins Programm einsteigende ersetzen.
Frage: Was müssen die Schulen denn bereitstellen? Eine Lehrkraft und einen Raum…?
Antwort: Das ist schon das Optimum. Wir betreuen auch Schülergruppen, ohne dass ständig eine Lehrkraft mit dabei ist, wenn es nicht anders geht. Das ist kein Problem. Der Raum eigentlich auch nicht, denn meistens können wir sogar einen Fachraum für den naturwissenschaftlichen Unterricht nutzen. Was oft schwierig ist, sind fehlende Computerplätze oder Computer ohne Internetzugang. Manchmal ist auch der Platz beengt und wir müssen schauen, wie wir Materialien und Messgeräte unterbekommen. Auch eine Werkstatt wäre schön – wobei wir teilweise in den Schulen durchaus Werkräume haben, wie wir im letzten Jahr entdeckt haben. Wir müssten also für aufwendigere Experimente, bei denen auch gebaut und gebastelt wird, nicht immer nach Karow ins „Energiezentrum“ fahren. In der Homer-Grundschule z.B. wollen wir den Werkraum dort im kommenden Schuljahr auch für die „Energiemanager“ nutzbar machen.
Frage: Gibt es Highlights, die Sie im kommenden Schuljahr planen?
Antwort: Oh ja. Als erstes wollen wir im November oder Dezember mal an einem Vormittag eine Konferenz aller „Energiemanager“ der 17 Schulen veranstalten. Der Wunsch, auch die anderen Schülergruppen mal kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen, ist groß. Auf der Bilanzkonferenz im Rathaus Pankow vor ein paar Wochen waren ja drei Schulen durch Schüler aus den Projekten vertreten. Sie fanden den Kontakt sehr spannend und haben sich übereinstimmend gewünscht, so etwas einmal richtig zu organisieren. Baustadträtin Christine Keil wird die Schirmherrschaft dieses ersten „Energiemanager-Camps“ übernehmen. Und im Sommer ist eine Solarrallye in Karow geplant, wo die beiden benachbarten Projektschulen – das Havemann-Gymnasium und die Schule am Hohen Feld – vom Gelände und den Räumlichkeiten her gute Voraussetzungen für so ein Event mitbringen.
Drei Rollups informieren über die Arbeit von „Köpfchen statt Kohle“. Sie kamen bei der jüngsten Bilanzkonferenz erstmals zum Einsatz und waren auch beim Netzwerk-Forum der Lokalen Agenda 21 im Pankower Rathaus zu sehen.
WEITERE KURZNACHRICHTEN
Energiezentrum: In Zusammenarbeit mit dem Lieferanten zahlreicher Modelle, die von den Schülern im Energiezentrum Pankow (im Havemann-Gymnasium) gebaut werden, entsteht jetzt ein spezielles Lernmodell für „Köpfchen statt Kohle“, das stufenweise Grundlagenwissen vermittelt. Ein Walzenmotor, den die Schüler selbst zusammenbauen, vermittelt das Prinzip des Elektromotors bzw. Generators. Im nächsten Schritt wird der Motor auf ein Fahrzeug gebaut, das über ein einfaches Zahnrad-Getriebe angetrieben wird. Zunächst kommt ein Batterieblock als Energiequelle zum Einsatz, der anschließend durch eine Solarzelle ersetzt wird. Anhand des Modells erarbeiten sich die Schüler dann die Theorie der Stromspeicherung in einer Batterie und der Funktionsweise einer Solarzelle. Eigene didaktische Materialien entwickeln wir zusammen mit dem Modell-Konstrukteur Markus Schories von MS Werklehrmittel.
Gegen Ende des Schuljahres haben die „Energiemanager“ der Homer-Grundschule die kleine Werkstatt im Keller ihrer Schule entdeckt und für den freien Bau von kleinen Solarmodellen in Beschlag genommen. Besonders beliebt waren solargetriebene Schiffe auf einer Styropor-Grundlage. Als Ausgleich zur Arbeit am Heizungscomputer wollen sie die Werkstatt im neuen Schuljahr öfter mal nutzen und für ihre Zwecke weiter ausstatten.
Freestyle-Solarmodelle bauten auch die „Energiemanager“ des Havemann-Gymnasiums zum Ende des Schuljahres. In der Werkstatt des Energiezentrums in ihrer Schule belohnten sie sich damit für die harte Arbeit dieses Schuljahres, in dem sie wichtige Erkenntnisse über das Lüftungsverhalten in den Schulklassen und den Nutzen von CO2-Messanzeigen gewonnen haben. Nächstes Jahr machen die jetzigen Siebt- und Achtklässler im Auftrag von „Köpfchen statt Kohle“ weiter. Aber jetzt kommt erst einmal der Sommer!
„Köpfchen statt Kohle“-Mitarbeiterin Paula Stockmann betreut unsere jüngste „Energiemanager“-Gruppe: In der Trelleborg-Schule waren dieses Jahr an die zwanzig Drittklässler jeden Montagnachmittag zur Stelle, um für ihre Schule Energie zu sparen. Ist das allein schon eine großartige Leistung, so haben die Neunjährigen sich zum Ende des Schuljahres noch selbst getoppt. Sie verfassten nämlich eine Fotostory über ihre Arbeit, die so gut ist, dass wir eine kleine Auflage davon im „Pixi“-Format gedruckt haben. Als PDF ist das 24-seitige Heft im Download-Bereich zu finden.