Schon in der ersten Schulwoche traf sich diesmal der Projektbeirat von „Köpfchen statt Kohle“, um die Weichen für das neue Schuljahr zu stellen. In diesem Gremium arbeiten Schulaufsicht, Schulamt und Bauamt zusammen mit den externen technischen und pädagogischen Dienstleistern. Unser Foto aus der Beiratssitzung zeigt (v.r.n.l.) Schulamtsleiterin Ilka Wagnitz, Bauamtsvertreter Jürgen Bornschein, Schulrätin Gabriele Münzberg und Sabine Buschke vom Ingenieurbüro W.E.N. bei der Präsentation der neuen Plaketten für die Schulhauswand der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen.
Für das neue Schuljahr wurde beschlossen, die technischen Voraussetzungen weiter zu verbessern, damit die Energiespar-Aktivitäten von Schülern und Lehrkräften eine optimale Wirkung entfalten. So soll in mehreren Schulgebäuden der hydraulische Abgleich der Heizungsanlage überprüft und neu eingestellt werden. Denn nur wenn die Druckverhältnisse in den Heizkreisläufen an das Gebäude gut angepasst sind, können die jungen Energiemanager an der Computersteuerung für mehr Energieeffizienz sorgen. Solange in manchen Räumen zu viel und in anderen zu wenig Druck aus der Heizanlage ankommt, stehen sie auf verlorenem Posten.
Auch die richtige, energiesparende Lüftung im Winter wird zunehmend zur Herausforderung in den Schulklassen, nachdem immer mehr Gebäude gut gedämmt und Fenster abgedichtet werden. Dadurch steigt der CO2-Gehalt der Raumluft und verdrängt den Sauerstoff. Ab Werten über 1.000 ppm CO2 schreibt die gültige Verordnung bereits Gegenmaßnahmen vor. Wenn die CO2-Konzentration weiter steigt, sinkt die Konzentrations- und Lernfähigkeit von Schülern und Lehrkräften merklich. Deshalb wird in diesem Schuljahr an fast allen „Köpfchen statt Kohle“-Schulen das Problembewusstsein und die richtige Lüftungsmethode trainiert. Unterstützt werden die Aktionen durch Messgeräte und Messampeln, die die jungen „Energiemanager“ in den Schulklassen aufstellen. Einige Schulen organisieren regelrechte Lüftungs-Wettbewerbe, um Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen.
Die Robert Havemann-Schule geht einen anderen Weg. Hier montieren die Schüler-Aktivisten zusammen mit dem Hausmeister unübersehbar große Displays an die Wand im Klassenzimmer, damit der aktuelle CO2– und Temperaturwert ständig präsent ist. In sieben Klassenräumen wurden letztes Schuljahr diese Anzeigetafeln bereits angebracht. Wie Havemann-Physiklehrer Christian Strube, der die Aktion mit begleitet hat, jetzt berichtet, empfinden fast alle Lehrer diese Tafeln als hilfreich. Die Energiemanager der Havemann-Schule wünschen sich deshalb, im neuen Schuljahr weitere CO2-Messdisplays in noch mehr Klassen aufhängen zu können, um die Auswirkungen auf die Luftqualität mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Der Bezirk hat seine Unterstützung bereits zugesagt.
Immer mehr Breitenwirkung entfaltet „Köpfchen statt Kohle“ in manchen Schulen auch dadurch, dass die Zahl der aktiv beteiligten Schüler steigt. In der Grundschule an der Marie sowie in der Trelleborg-Schule werden sich in diesem Schuljahr zwei Gruppen parallel für die Klimaverbesserung und die Energiebilanz ihrer Schule engagieren, auch in der Schule am Falkplatz ist dies geplant. Dadurch werden auch noch mehr Klassenstufen in die Projektarbeit eingebunden. Erstmals sollen in der Havemann-Schule die Energiemanager systematisch aus allen 7. und 8. Klassen rekrutiert werden, d.h. dass aus jeder Klasse ein bis zwei Schüler/innen in die Energiemanager-Gruppe entsandt werden. In der Schule am Falkplatz gilt dieses Verfahren seit langem für die 5. und 6. Klassen. Das Foto oben entstand in der Falkplatzschule im Sommer bei der Auszeichnungsveranstaltung für die besonders engagierten Schülerinnen und Schüler, unter denen auch ein Dutzend Jungen und Mädchen waren, die als Energiemanager aktiv waren.
Experimente zu erneuerbaren Energien bilden einen Teil der Qualifikation bei „Köpfchen statt Kohle“. Nun hat der pädagogische Dienstleister im Projekt, das Team von stratum, mit einer 20-seitigen Erweiterung des Aktionsbuches „Praxislernen für junge Energiemanager“ ein Manual für ein mehrtägiges Projekt zu Sonnen-, Wind- und Wasserstoff-Energie vorgelegt, das nicht nur „Köpfchen statt Kohle“-Schulen benutzen können. Die Schule am Hohen Feld hat bereits in der ersten Schulwoche für die beiden 6. Klassen je eine Experimentierwoche nach diesem Konzept für den Dezember gebucht. Ihre Lernergebnisse werden die Sechstklässler dann im Januar den Eltern und der Öffentlichkeit präsentieren. Die Lehrkraft für Naturwissenschaft der Schule am Hohen Feld, Steffi Barchewitz, wird den Schülerinnen und Schülern darauf auch Noten geben.
Am Hohen Feld haben sich auch bereits acht der Schülerinnen und Schüler aus der Projektgruppe des letzten Schuljahres gemeldet, um auch im neuen Schuljahr weiter in der Energiegruppe mitzumachen. Auf unserem Foto zeigen sie sich zusammen mit Schulleiter Marian Imke und (rechts daneben) stratum-Mitarbeiter Konstantin Kasper, der die Energiemanager-Gruppe betreut. Auch in den meisten anderen Schulen macht ein Teil der aktiven Schülerinnen und Schüler bereits im zweiten oder sogar dritten Jahr mit. Das liegt zum einen in der Natur der Sache, denn das Ziel, die Klimabilanz der Schule zu verbessern, ist ja eine Daueraufgabe und stellt die Schüler immer wieder vor neue Herausforderungen. Zum anderen lassen sich die Betreuer von „Köpfchen statt Kohle“ auch immer wieder etwas Neues einfallen und gehen auf Vorschläge und neue Ideen der Schulen ein. So wird die Energiemanager-Gruppe der Grundschule am Hohen Feld in diesem Jahr eine informative Ausstellung auf die Beine stellen, um den Mitschülern und der Nachbarschaft die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Schule nahezubringen. Die wenigsten wissen nämlich, dass die Schule selbst Strom erzeugt und in das eigene Stromnetz einspeist.
Auch im benachbarten Energiezentrum, das in den Räumen der Havemann-Schule untergebracht ist, sucht man immer wieder nach neuen Ideen, um das Wissen über erneuerbare Energien und die Energietechnik von morgen schon in der Grundschule zu vermitteln. In Kooperation mit einem Hersteller von Bausätzen für Solarmodelle (MS Werklehrmittel) wurde jetzt ein Solarmodellauto weiterentwickelt und mit Messbuchsen ausgestattet, damit Experimente und Messungen zur Solarenergie mit dem Auto gemacht werden können.
Der Chef der Herstellerfirma, Markus Schories, hat sich nach den Bedürfnissen im Energiezentrum erkundigt. Er entwickelt jetzt ein komplexes Modell für Experimente mit Solar- und Windenergie, das auch das Thema „Speichertechnologie“ umfasst.
Werkstattleiter Norbert Hansen (Foto) hat bereits jetzt ein robustes Windrad entworfen, bei dem ebenfalls Messbuchsen die Messung von Leistungsparametern ermöglichen. Ein solches Lernmodell gibt es bisher nicht auf dem Markt.
NACHWIRKUNGEN
„Köpfchen statt Kohle“ ist jetzt auch in den Katalog der Beiträge zum „klimaneutralen Berlin“ aufgenommen worden. Die Methode der Einbindung der Gebäudenutzer in die Steigerung der Energieeffizienz von Schulen, wie Köpfchen statt Kohle sie praktiziert, werde als Maßnahme „im weiteren Bearbeitungsprozess vollständig berücksichtigt“, heißt es in einem Dokument der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (S. 17). Was immer das heißen mag…
Auch in der Broschüre „Gemeinsam für Klimaschutz in Berlin“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ist Köpfchen statt Kohle mit einer aktualisierten Dokumentation enthalten (S. 31).