Pankows Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz wollte mit dabei sein, als die Energiemanager der Schule am Falkplatz zur „Klimakonferenz“ einluden. Beim Stichwort „Klima“ denkt man gewöhnlich an Klimawandel uns Treibhauseffekt. Tatsächlich trägt die Arbeit der Energiemanager, wenn sie sich für die Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Schule einsetzen, auch zum Klimaschutz und zur Vermeidung von CO2-Emissionen bei. Doch diesmal wollten die Schülerinnen und Schüler aus den 5. und 6. Klassen, die sich einmal wöchentlich für die Projektarbeit treffen, einen anderen Aspekt des CO2-Problems beleuchten. Denn wenn zu viel Kohlenstoffdioxid in der Atemluft im Klassenzimmer ist, leidet die Konzentration und Lernfähigkeit. Abhilfe schafft nur ein richtiges Lüftungsmanagement im Winter, wenn man die Fenster wegen der Wärme am liebsten geschlossen hält. „Allerdings kann man die Luftqualität nicht direkt wahrnehmen“, erklärte Boris aus der 5a seinen Mitschülern bei der Klimakonferenz in der Schulmensa, „dafür brauchen wir CO2-Messgeräte“. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, stellten die Energiemanager in den Klassenstufen 5 und 6 sowie in den Schulanfangsklassen 1 und 2 im vergangenen Winter mehrere Wochen lang Messampeln und Datenlogger auf. Die Messampeln sollten Schülern und Lehrkräften Hinweise geben, wann gelüftet werden sollte, die Datenlogger zeichneten CO2-Werte und Temperaturen für die Auswertung durch die Energiemanager auf. Über ihre Aktion haben sie eine vierteilige Posterserie gestaltet.
Mit den Aufzeichnungen konnten die Energiemanager genau feststellen, in welchen Klassen das Lüften besonders ernstgenommen wurde und tatsächlich erfolgreich war. Deshalb konnten bei der Klimakonferenz auch jeweils drei siegreiche Klassen in den beiden Altersgruppen ausgezeichnet werden. Unser Bild (oben) zeigt die Sieger der Schuleingangsklassen zusammen mit Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (links) und der neuen Schulleiterin der Falkplatzschule, Sabine Bachmann (Bildmitte). Während in den Schuleingangsklassen, die in einem jüngeren Anbau der Schule untergebracht sind, der Richtwert von 1.000 ppm CO2 als Kriterium verwendet werden konnte, so erfuhr man auf der Klimakonferenz, musste in den 5. und 6. Klassen noch 1.500 ppm als relativ gute Luftqualität angesehen werden, um realistische Lüftungsanforderungen darzustellen. In Zukunft wird es für die Lüftungsmanager, die in allen Klassen unter den Schülern benannt werden sollen nicht einfacher. Denn das, worüber sich eigentlich alle – auch die Energiemanager – freuen, verschärft die CO2-Situation ab der nächsten Heizperiode in der Falkplatzschule: schöne neue, gut schließende Fenster, die im Zuge der derzeitigen Sanierungsarbeiten im ganzen Schulgebäude die uralten und undichten Kastendoppelfenster ersetzen. Weil man aber schon seit langem „Umweltschule“ sei, bekräftigte die Schulleiterin, wolle man auch dieser Herausforderung aktiv begegnen.
Um Sanierungsmaßnahmen, wenn auch in sehr viel kleinerem Umfang, könnte es auch in der Grundschule unter den Bäumen gehen, falls die Rüge der dortigen Energiemanager Wirkung zeigt. Mit der Thermokamera analysierten sie eine Reihe von Löchern in der wärmegedämmten Fassade (siehe Bild oben), um zu zeigen, dass dort immer mehr kleine Lecks entstehen, über die das Gebäude unnötig Wärme verliert. Mit einem Brief an die Bezirksverwaltung möchten sie nun die Zuständigen auf das Problem aufmerksam machen. „Die Löcher werden sonst immer größer“, befürchten die Schüler, weil Feuchtigkeit eindringt. Die Schulleitung steht hinter der Aktion der Energiemanager. Dass Schüler Probleme nicht nur erkennen, sondern auch lernen, welche Wege man gehen muss, um sie zu lösen, gehöre zur sozialen Kompetenz, die die Schule vermitteln wolle.
Keine bunten Thermobilder, sondern vergleichsweise dürre Diagramme werten die Energiemanager der Schule am Hohen Feld derzeit aus. Die Kurven erstellen sie aus dem Zahlenmaterial, das Temperatur-Datenlogger ihnen liefern, die sie in Klassenräumen über längere Zeit platziert haben. Die Viertklässler wollen damit den Effekt kontrollieren, den es hat, wenn sie die Thermostate in den Klassenräumen durch Blockierstifte begrenzen. Mit der Blockieraktion wird verhindert, dass der Thermostat über Stufe 2 oder 3 hochgedreht werden kann. Im März, als das Wetter noch relativ kalt war, haben sie testweise in den Räumen der vierten Klassen die Thermostate auf Stufe 2 begrenzt, nachdem sie damit in einem Fachraum auf derselben Etage gute Erfahrungen gemacht hatten. Dieser Raum war bisher stets zu warm und die zuständige Fachlehrerin bedankte sich für die Maßnahme. Die Klassenlehrerin der 4d dagegen reagierte nicht so erfreut. Da ihr Klassenraum zwei Außenräume hat, bewirkte die fixe Thermostateinstellung auf Stufe 2 eine verzögerte Erwärmung. Bis kurz vor 11 Uhr dauerte es, bis die Temperatur im Klassenzimmer von 17 auf 20 Grad Celsius kletterte. Die Energiemanager haben sich bei der Lehrerin entschuldigt. Sie werden bei der Fortsetzung der Blockieraktion im nächsten Schuljahr vorsichtiger zu Wege gehen. Auch das sind Lernerfahrungen.
In den „Köpfchen statt Kohle“-Projekten wird ständig gelernt, auch wenn es nicht so aussieht, weil die Projekte nicht im Unterrichtsstil ablaufen. Vieles an Grundlagenwissen über Energie und Klima wird quasi nebenbei vermittelt, wenn es sich in der praktischen Arbeit als nötig oder sinnvoll erweist. Zusätzlich bieten die Betreuer der „Köpfchen statt Kohle“-Schülerteams aber auch immer wieder Sequenzen mit Experimenten und Spielen an, in denen Wissen überprüft und erweitert werden kann. Ein „Energie-Memory“ im Spielkartenformat wurde jetzt speziell entwickelt, um die Unterscheidung der Energiearten zu trainieren. Es wird sowohl gezielt im Rahmen von Lerneinheiten als auch als „Pausenfüller“ eingesetzt.
WEITERE KURZNACHRICHTEN
Grundschule an der Marie: Grundwissen über Energie und die Technik erneuerbarer Energiequellen eignen sich die Schüler hier auf mehreren Wegen an. Sie bauen Modelle und probieren Windenergie, Photovoltaik und Wasserstoff-Technologie aus. Für das bevorstehende Hoffest gestalten sie Poster und planen Experimente, um ihre Mitschüler für die Materie zu begeistern. Dabei wird ein besonderer Lerneffekt wirksam: Wenn ich jemand anderem etwas erkläre, festige ich mein eigenes Wissen. Oft merkt man, dass man erst dann etwas wirklich verstanden hat, wenn man es jemandem erklären muss, der „keine Ahnung“ hat.
Klecks-Grundschule: Mit Postern, die in den Klassen der Energiemanager aufgehängt wurden, erklären die Schüler den Sinn und Zweck ihrer Arbeit und werben bereits jetzt für den Nachwuchs im nächsten Schuljahr. Jetzt hat die Projektgruppe ihren eigenen Rechner mit Zugang zur Heizungssteuerung bekommen. Als erstes wollen die Fünft- und Sechstklässler damit nun die Heizungseinstellungen und die Situation in den Klassenräumen aus dem vergangenen Winter analysieren, um für den Neustart im Herbst gerüstet zu sein.
Trelleborg-Schule: Mit der Vorbereitung auf die Theorie-Prüfung hat sich die Energiemanager-Gruppe etwas Zeit gelassen, was auch daran lag, dass sie den eigenen Steuerungscomputer für die Heizung erst vor kurzem bekommen hat. Aber nun wollen es die fünf Mädchen und drei Jungs, die bis jetzt durchgehalten haben, wissen. Nach bestandener Prüfung gibt es dann auch die Energiemanager-T-Shirts.
Neuer Projektbrief erschienen: Ein- bis zweimal im Schuljahr informiert ein sechsseitiger Projektbrief über den Stand von „Köpfchen statt Kohle“. Soeben ist Ausgabe Nummer 7 erschienen – mit dem Aufmacher „Pankow hat ein Energiezentrum mit Ausstrahlung“. Der Projektbrief ist sowohl als Printausgabe als auch zum Download als PDF verfügbar.
Außerdem gibt es als PDF-Download zwei neue Posterserien – aus der Schule am Falkplatz und der Klecks-Grundschule. Alle PDF-Dokumente von „Köpfchen statt Kohle“ finden Sie im Download-Bereich des Weblogs.