Und es lohnt sich doch: Statistik zeigt jetzt deutlich Energieeinsparung in den Projektschulen – Energiemanager stoßen immer noch auf Reparaturstau – Grundschullehrer für Energiebildungs-Konzepte gesucht

messung_raumtemperaturIns neue Schuljahr starten die „Köpfchen statt Kohle“-Schulen mit dem guten Gefühl, dass sich das Engagement von Schülern und Lehrkräften lohnt. Und zwar nicht nur, weil das praxisorientierte Lernen über Energie und Klima eine motivierende pädagogische Seite hat, sondern weil sich inzwischen auch herausstellt, dass die Projekte wirklich einen realen Einspareffekt erzeugen.

Zumindest bei der Heizenergie zeigt der Vergleich der Verbrauchsdaten des Jahres 2013 mit dem Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2013, dass der Energieverbrauch an allen „Köpfchen statt Kohle“-Schule abgenommen hat. Bis auf eine Ausnahme, denn die Grundschule unter den Bäumen schert aus dem statistischen Trend aus. Die folgende Grafik zeigt den klimabereinigten Heizenergieverbrauch an den Schulen im Vergleich. (Drei Schulen ohne Daten sind neu zum Projekt hinzugestoßen, für zwei Schulen liegen noch keine Verbrauchsdaten 2013 vor.) Die Basisdaten wurden uns von dem mit „Köpfchen statt Kohle“ kooperierenden Ingenieurbüro zur Verfügung gestellt.

grafik_heizenergie_2007-2013

Beim Stromverbrauch ist der Trend nicht so eindeutig, allerdings liegen uns bisher für die Jahre 2012 und 2013 noch keine Zahlen vor.

Das Ende der Einsparmöglichkeiten ist freilich bei weitem nicht erreicht. Das hat vor allem zwei Gründe:

  1. Die Zahl der Schulen, an denen junge „Energiemanager“ selbst die zentrale Heizungssteuerung übernehmen und auf diese Weise die Energieeffizienz flächendeckend für das ganze Schulgebäude steigern, nimmt noch zu; vor zwei Jahren sind wir mit drei „Energiemanager“-Schulen gestartet, ab dem kommenden Schuljahr werden 12 Schulen in Pankow an diesem Programm beteiligt sein.
  2. In den meisten Schulen stoßen die „Energiemanager“ auf technische Probleme und stellen einen Reparaturbedarf insbesondere bei den Heizungsventilen fest. Solange die Reparaturen nicht erfolgt sind, ist die energiesparende Regelung der Heizungen in den betreffenden Räumen nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.

am_bildschirm_02Für zwei der seit Anfang an im „Energiemanager“-Programm beteiligten Schulen wurde jetzt eine detaillierte Auswertung der Temperaturverhältnisse und der Heizkurven vorgenommen, um zu prüfen, wie viele „verdächtige“ Räume bzw. Ventilstandorte tatsächlich vorhanden sind. Die Schüler selbst stießen bei ihren Recherchen immer wieder auf solche Räume, doch konnten sie wegen der knappen für die Projektarbeit zur Verfügung stehenden Zeit keine vollständige Analyse machen.

In der Schule am Falkplatz erschien die Situation besonders problematisch. Am Referenztag (5. Februar 2014) erwiesen sich 73 % aller 123 Räume – dazu zählen auch Flurbereiche, Toiletten etc. – als nicht ordentlich regelbar. Die untenstehende Grafik zeigt, wie sich die Mängelbefunde differenzieren lassen. Demnach weisen 36 % der Räume zu lange Aufheizzeiten auf, 29 % sind zu warm und  8 % zu kalt. Der Mängelbefund der „Energiemanager“ wurde von der Bezirksverwaltung ernstgenommen. Kurz vor Schuljahresende wurden in einem Teil der beanstandeten Klassenräume die Ventile ausgetauscht. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler, die unter Leitung durch ihre Fachlehrerin Ingrid Temme als Energiebeauftragte in der Schule unterwegs sind, wird es mit Beginn des neuen Schuljahres sein, die Wirksamkeit der Reparaturen zu überprüfen.

ventile_falkplatz01

Auch die Grundschule am Kollwitzplatz monierte nicht regelbare Klassenräume. Zwar erscheint die Situation nicht ganz so schlecht wie in der Falkplatzschule, wie nachfolgende Grafik zeigt. Hier scheinen 40 % der überprüften 104 Räume bzw. Ventilstandorte zu funktionieren (Referenztag 15.01.2014). Jedoch hat die Tatsache, dass auch nach Bekanntwerden der Mängel zunächst keine Reparaturen erfolgten, die jungen „Energiemanager“ und ihren betreuenden Lehrer etwas demotiviert. In der Grundschule am Kollwitzplatz sollen deshalb im neuen Jahr keine neuen „Energiemanager“ ausgebildet werden, solange nicht die technischen Probleme angegangen werden. Die bisher ausgebildeten „Energiemanager“ bleiben jedoch aktiv und versuchen, das gute Drittel der Räume, das sich heizungstechnisch regeln lässt, energetisch optimal zu managen. Konkret bedeutet dies, die Heizzeiten an den Stundenplan anzupassen, eine Warmtemperatur von 20 Grad einzuhalten und nach Möglichkeit größere Lüftungspausen bei der Heizungssteuerung zu berücksichtigen.

ventile_kollwitzplatz01

energiemanagerin_julienne01Die Aussichten, dass die „Energiemanager“ tatsächlich am Ende einer Heizperiode nachweisen können, welche Einsparungen sie erreicht haben, steigen aber nicht nur mit der Zahl der reparierten oder ausgetauschten Heizungsventile. Vielmehr unterstützt auch das Ingenieurbüro, das die zentrale Einzelraumsteuerung entwickelt und in den Schulen installiert hat, die Arbeit der „Köpfchen statt Kohle“-Aktiven in besonderer Weise. Um genau auswerten zu können, wie viele Stunden Heizzeiten durch die Arbeit der „Energiemanager“ eingespart wird, hat der zuständige Ingenieur jetzt eine Funktion ins Programm aufgenommen, die die Summe der Nutzungszeiten pro Woche oder Monat in Stunden und Minuten ausgibt. Das Bild unten zeigt diese Funktion an einem Beispiel. Eine Schnittstelle zu EXCEL soll die Auswertung noch weiter vereinfachen.

wochenheizzeiten_beispielbild

Die Möglichkeit, die Heizungseinstellungen für Schul- und Klassenräume am Computer vorzunehmen und zu optimieren, gibt es ab Beginn des neuen Schuljahres auch im Energiezentrum Pankow in der Robert Havemann-Schule. Hier, wo inzwischen eine vielfältige Experimentier- und Projektwerkstatt zum Thema „Energie“ entstanden ist, können angehende „Energiemanager“ sogar richtig mit der Heizungssteuerung experimentieren. Denn es stehen zwei kleine Arbeitsräume zur Verfügung, die an die Heizung angeschlossen sind, aber nicht für den Schulunterricht benutzt werden. Hier können verschiedene Optimierungs- und Messprogramme durch die Schüler selbst vorgenommen werden, um die verschiedenen Faktoren kennenzulernen, die bei der energiesparenden Heizungsoptimierung eine Rolle spielen. Da eine Etage mit Fachräumen ebenfalls an das Steuerungssystem angeschlossen ist, wird in der Havemann-Schule jetzt erstmals auch eine eigene Schülergruppe aus Siebtklässlern zu „Energiemanagern“ qualifiziert.

schuelerexperimente01

Das Energiezentrum stellt Lern- und Experimentierumgebungen für alle Schularten und Jahrgangsstufen ab der 4. Klasse zur Verfügung. Außerdem finden hier spezielle Lehrerfortbildungen vor allem zur Didaktik der erneuerbaren Energien statt. Schulleiter Thomas Josiger will demnächst seine Kollegen von den umliegenden Grundschulen einladen, um die Zusammenarbeit in einem pädagogischen Netzwerk zu intensivieren. Dabei geht es vor allem darum, die Möglichkeiten des Energiezentrums zu nutzen, um mehr angewandten Physikunterricht auch in den Grundschulen zu verankern. Derzeit wird ein Grundschullehrer bzw. eine Grundschullehrerin gesucht, um die didaktischen Konzepte und Arbeitsmaterialien dafür zu erstellen.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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