Von dieser Seite Unterstützung zu bekommen, ist nicht alltäglich: Die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin engagiert sich beim Ausbau des Energiezentrums in der Robert Havemann-Schule.10.000 Euro investiert die Khailfa bin Zayed al Nahyan Foundation auf Vermittlung der Botschaft in den Aufbau des neuen Lernfeldes zum Thema „Energie“, das auch durch „Köpfchen statt Kohle“ mitgetragen wird. Der Kulturattachè der Botschaft besuchte jetzt die Havemann-Schule selbst und übergab den Scheck symbolisch. an Schulleiter Thomas Josiger (Foto oben). Der Pankower Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup freute sich mit ihm. Die mit der Spende beschafften Geräte standen in Kartons verpackt bereits im Raum – unter anderem ein Funktionsmodell einer Wärmepumpe und eine professionelle Wärmebildkamera
Das verbindende Element zwischen Pankow und den Emiraten war schnell gefunden. „Auch bei uns stehen die Kinder und die Bildung im Mittelpunkt der Zukunftsstrategie“ erläuterte die Dolmetscherin des Kulturattachés. Wie Havemann-Physiklehrer Christian Strube betonte, sollen im Energiezentrum des Gymnasiums Inhalte anschaulich und experimentell vermittelt werden, die die Schüler bisher nur aus Büchern kennenlernen können. Dabei spielen sowohl Energiesparen als auch erneuerbare Energien und neue Technologien die tragende Rolle. Die Schüler, die das Energiezentrum besuchen, sollen außerdem ermutigt werden, an ihren Schulen selbst nach Energielecks zu fahnden und Vorschläge für Verbesserungen machen.
An der Robert-Havemann-Schule entstehen drei Schülerlabore zum Thema Energie: Ein Solarlabor und zwei Energielabore, in denen an Stationen zahlreiche Experimente durchgeführt werden können. Außerdem gibt es eine Lernwerkstatt für den Modellbau. (Das Bild rechts zeigt den vereinfachten Grundriss des Energiezentrums.) Solarenergie, Windenergie, Erdwärme und Energieumwandlungen in Natur, Technik und Alltag werden durch die Experimente und Praxisübungen hier erfahrbar gemacht. Ein Werkstattleiter und ein Physiklehrer der Havemann-Schule betreuen das Energiezentrum und begleiten auch die Aufbauphase. Um den Betrieb bewältigen zu können, wird eine personelle Verstärkung angestrebt.
Beim Besuch des Kulturattachés war einiges davon bereits sichtbar. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der benachbarten Grundschule führten Versuche vor und erläuterten sie den Besuchern. Der Kulturattaché der Vereinigten Arabischen Emirate ließ es sich nicht nehmen, das Energierad selbst auszuprobieren und die Lampen aus eigener Kraft leuchten zu lassen (siehe Foto). Um allerdings den angeschlossenen Wasserkocher zum Kochen zu bringen, hätte er wesentlich länger auf dem Rad strampeln müssen. Das Energierad vermittelt die körperliche Erfahrung des unterschiedlichen Energieaufwands, der für die Erzeugung von Licht und von Wärme erforderlich ist.
Eine an der Schule bereits vorhandene Solaranlage wird noch in diesem Jahr ausgebaut und durch eine Windkraftanlage ergänzt. Die Ertragsdaten werden dann über einen Datenlogger erfasst und können für pädagogische Projekte verwendet werden. Physik-Fachleiter Christian Strube hat hochfliegende Pläne. Mit dem erzeugten Solar- und Windstrom könnte eine Tankstelle für Elektro-Mofas auf dem Schulgelände eingerichtet werden. Damit würden bereits die 14- und 15-Jährigen mit Elektromobilität vertraut gemacht. Eine Kooperation mit der nächstgelegenen Fahrschule hat Strube bereits vorbereitet.
Das Energiezentrum kann natürlich kein Ersatz für den naturwissenschaftlichen und technischen Unterricht insbesondere der Grundschulen sein. Die Schüler kommen ja nur zu einzelnen Projekt- und Experimentiertagen ins Energiezentrum. Deshalb soll einerseits durch Angebote der Lehrerfortbildung ein Effekt in die Grundschulen hinein erzielt werden, andererseits soll zwischen den Lernerfahrungen der Schüler im Energiezentrum und dem Unterricht in der Grundschule eine intensive und wechselseitige Verbindung geschaffen werden. Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass Modelle, die in der Lernwerkstatt des Energiezentrums gebaut und von den Schülern nach Hause bzw. in ihre Schule mitgenommen werden, dann im Unterricht der Grundschule weiter genutzt werden. An solchen Modellen lassen sich nicht nur grundlegende Begriffe der Nutzung erneuerbarer Energien (Funktion von Solarzellen oder Solarkollektoren, Energieumwandlung beim Windrad etc.) erarbeiten, sondern z.B. auch allgemeine physikalische und mathematische Zusammenhänge – beispielsweise das Prinzip der Übersetzung einer Bewegung durch Zahnräder (womit man auch Bruchrechnung verankern kann) oder die Eigenschaften elektrischer Schaltkreise.
Da Grundschul-Lehrkräften nicht abverlangt werden kann, die didaktischen Konzepte dafür neben der eigenen Unterrichtstätigkeit selbst zu erstellen, werden im Energiezentrum von fachlich spezialisierten Grundschullehrern, die dafür Stundenfreistellungen bekommen, didaktische Konzepte und methodische Anleitungen bis hin zum fertigen Arbeitsmaterial entwickelt und erprobt. Für die Praxiserprobung und den Austausch in der Pilotphase wird eine intensive Zusammenarbeit mit vier im Umkreis der Robert Havemann-Schule liegenden Grundschulen angestrebt. Auch die Erfahrungen, die „Köpfchen statt Kohle“ in den Grundschulen macht, sollen in die Konzepte einfließen. Denn auch bei der Ausbildung der „Energiemanager“ an den Grundschulen, die bei „Köpfchen statt Kohle“ mitmachen, wird möglichst von den Fragen und Vorstellungen der Kinder ausgegangen. Das Bild oben zeigt ein Beispiel dafür: Hier haben Schülerinnen der Paul Lincke-Schule gemeinsam eine Modellvorstellung zur Beantwortung der Frage entwickelt, warum eine Glühbirne Strom braucht, um zu leuchten.
Wie geht es weiter mit „Köpfchen statt Kohle“ im nächsten Schuljahr. Wir befragten dazu Projektleiter Richard Häusler. Er und sein Team sind derzeit in 17 Pankower Schulen unterwegs, um Energieprojekte anzustoßen und zu unterstützen. Mit dabei sind 15 Grundschulen, eine Integrierte Sekundarschule und ein Gymnasium. In 11 Grundschulen können „Energiemanager“ intensiv ausgebildet werden, um dann selbst die Verbesserung der zentralen Heizungssteuerung für alle Räume der Schule zu übernehmen. Die „Energiemanager“-Teams umfassen bislang acht bis vierzehn Schüler der Klassenstufen 3 bis 6. Unser Foto oben zeigt die „Energiemanager“-Gruppe der Trelleborg-Schule, die noch kurz vor Schuljahresende die Theorieprüfung bestanden haben, um im neuen Schuljahr gleich loslegen zu können.
Frage: Kann man denn unter dem Energieaspekt zufrieden sein mit diesem Schuljahr?
Richard Häusler: Was das Engagement der Schulen betrifft auf jeden Fall! Wir sind mit drei Schulen gestartet, an denen „Energiemanager“ qualifiziert und eingesetzt wurden. Am Ende des Schuljahres sind es bereits neun Schulen. Und gleich im neuen Schuljahr kommen mit der Klecks-Grundschule und der Turnvater Jahn-Grundschule weitere zwei Schulen hinzu.
Frage: Womit sind die Projektbetreuer nicht so zufrieden?
Richard Häusler: Zum einen haben wir immer noch keine verlässliche Statistik des tatsächlichen Energieverbrauchs der beteiligten Schulen über die letzten Jahre. Aber ein neuer technischer Partner im Projekt hat zugesagt, die Zahlen und Daten bald zu liefern, darauf vertrauen wir. In der Praxis an den Schulen war es in diesem Schuljahr an den neu im „Energiemanager“-Programm hinzukommenden Schulen manchmal ein Problem, dass die PCs, mit denen die Schüler einen direkten, eigenen Zugriff auf die Heizungssteuerung erhalten, nicht rechtzeitig installiert werden konnten. Aber wir haben jetzt Gewissheit, dass spätestens mit Beginn des neuen Schuljahres an allen Energiemanager-Schulen die Ausstattung vorhanden ist, mit der die Schüler die Energieeffizienz ihrer Schule wirklich erhöhen können. Übrigens kommt sogar eine zwölfte Schule hinzu, weil im Zuge des Ausbaus des Energiezentrums in der Havemann-Schule auch dort für einen Teil des Gebäudes eine Einzelraumsteuerung installiert worden ist. Und der Steuerungsrechner steht den Schülern zur Verfügung. Zusammen mit dem Physiklehrer Christian Strube werden wir dann auch an dieser Schule, einem Gymnasium, in den siebten Klassen „Energiemanager“ ausbilden.
Frage: Wie viele „Energiemanager“ benötigt man denn an einer Schule?
Richard Häusler: Idealerweise aus jeder Klasse der Klassenstufen 3 bis 6 je zwei Schüler, die die Qualifizierung bekommen und sich dann um ihren eigenen Klassenraum kümmern. Diese Schülerinnen und Schüler würden außerdem auch Verantwortung für die unteren beiden Klassen übernehmen. Und dann gibt es ja auch Nebenräume, Flure, Toiletten oder Turnhallen zu regeln und zu untersuchen. Bisher hatten wir maximal nur 12 bis 14 Schüler, die als „Energiemanager“ unterwegs waren. Je weniger Schüler, desto mehr Arbeit für die einzelnen. Wobei die Homer-Grundschule gezeigt hat, dass auch eine Handvoll engagierter Drittklässler Verbesserungen für die ganze Schule erzielen kann. Dann muss aber eine Lehrkraft dabei sein, die das Projekt stark unterstützt. In der Homer-Grundschule hat das Tobias Berger (Foto) sehr erfolgreich getan.
Frage: Was kann man denn tun, um mehr Schülerinnen und Schüler zu gewinnen?
Richard Häusler: Dazu ist den „Energiemanagern“ selber bereits einiges eingefallen. Alle Teams haben an ihren Schulen dieses Jahr Poster entworfen, gestaltet und gedruckt. Diese Poster und Plakatserien hängen teilweise in allen Klassen der Schule oder an einigen zentralen Orten im Schulhaus. Auf ihnen erklären die Schüler, was sie als „Energiemanager“ machen, und motivieren Mitschüler, sich auch zu beteiligen. Eine neue Idee in diesem Schuljahr, die vom Team in der Blumenviertel-Schule kam, hat auch alle anderen „Energiemanager“-Schulen begeistert: Mit einer doppelseitig bedruckten Postkarte (das Foto zeigt das Beispiel der Grundschule an der Marie) sollen alle potenziell interessierten Schüler erreicht werden. Ich bin gespannt auf das Echo.
Übrigens ist der Vortrag, den Richard Häusler über das „Energiemanager“-Konzept auf den diesjährigen Berliner Energietagen gehalten hat, jetzt offiziell zum Download auf den Archivseiten den Energietage verfügbar.