Vor dem heißen Herbst noch schnell in die Eisfabrik – Junge Energiemanager bald in noch mehr Pankower Grundschulen – Klima & Co-Wettbewerb ermutigt besonders die Berliner Grundschulen

gruppenbild_schriftzug_florida_eisDer Geschäftsführer selbst und eine Lebensmittel-Expertin nahmen sich Zeit für 14 Schülerinnen und Schüler, die als „Köpfchen statt Kohle“-Energiemanager von der Berliner Eis-Manufaktur Florida Eis zu einer Betriebsbesichtigung nach Spandau eingeladen worden waren. Der energiebewusste Nachwuchs wollte sich die Eisfabrik genauer anschauen, die damit wirbt, klimaneutral zu produzieren. „Woher kommt denn die Energie, die für die Eisproduktion nötig ist?“, wollten die Fünft- und Sechstklässler der Falkplatz- und der Kollwitzplatz-Schule wissen. „Alles Ökostrom und ein Teil davon durch die Solarzellen auf unserem Dach selbst produziert“, gab Geschäftsführer Olaf Höhn Auskunft.

eisessender_beaobachter03aDas fanden die jungen Energiefreaks aber gar nicht so spannend. Beeindruckt waren sie dagegen von der Vielzahl der weiteren technologischen Möglichkeiten, die Florida Eis nutzt, um besonders umweltfreundlich und energieeffizient zu produzieren. Staunend erfuhren die Schüler, dass für die Schockfrostung der Eismasse gar kein Strom gebraucht wird, sondern nur flüssiger Stickstoff. Ihre Eistruhen betreibt die Manufaktur mit Propangas, um umweltschädliche Kühlmittel zu vermeiden. Die Tiefkühllaster, die das Eis zum Kunden bringen, kommen ohne zusätzliche Kühlkompressoren aus, mit der Kälteaufladung kommen sie einen ganzen Tag lang aus.

Am beeindruckendsten war es für die jungen Besucher aber offensichtlich, sich zum Schluss der Führung die Lieblings-Eissorten direkt aus der Eismaschine zapfen zu lassen. Die Betriebsbesichtigung war ja auch eine Belohnung für das Engagement der Energiemanager, die in ihren Schulen die Verantwortung für Energieeinsparung und Klimaschutz übernommen haben. Neben den beiden genannten Schulen hat auch die Homer-Grundschule bereits im letzten Jahr Energiemanager in den Klassen 3 bis 6 qualifiziert und eingesetzt. Auch die Homer-Schüler durften einen Besuch in der Eismanufaktur machen, um sich auf den kommenden „heißen Herbst“ vorzubereiten. Unser Bild unten zeigt die Eisfabrik-Besucher zu Beginn ihrer Tour – ausstaffiert mit vollem Hygieneschutz.

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Denn in den drei Grundschulen soll in diesem Winter systematisch jeder Klassenraum von den Energiemanagern untersucht und hinsichtlich der Einstellungen im zentralen Heizungscomputer optimiert werden. Außerdem wollen die Energiemanager auch die Raumluft kontrollieren und in den Klassen mit Hilfe von CO2-Ampeln für ein effektives Lüften sorgen. Für die Energiemanager ist es wichtig, zu wissen, wann in den Klassen Lüftungspausen stattfinden. Wenn z.B. während der großen Hofpausen auch einmal für 10-15 Minuten durchgelüftet wird, sollte die Heizung aus sein. Das können die Energiemanager am zentralen Steuerungscomputer, auf den sie Zugriff haben, für jeden Klassenraum einzeln einstellen.

Die drei Grundschulen sind bereits jetzt Vorbild für weitere Pankower Schulen, die in diesem Schuljahr damit beginnen wollen, ebenfalls Energiemanager auszubilden und ihnen die Verantwortung für die Heizenergiebilanz der Schule zu übertragen. Das sind die „Nachahmer“, die aus der innovativen Idee eine breite Bewegung machen könnten:

  • Grundschule an der Marie
  • Grundschule am Wasserturm
  • Trelleborg-Schule
  • Grundschule unter den Bäumen
  • Paul-Lincke-Grundschule
  • Grundschule im Blumenviertel
  • Klecks-Grundschule.

begutachtung_bildschirm01Der Know-How-Transfer von den Schulen, die bereits Erfahrungen mit dem Energiemanager-Einsatz gesammelt haben, zu den neu hinzukommenden, erfolgt zum Teil sogar durch die Schüler selbst. Angehende Energiemanager der neuen Schulen gehen dazu für ein paar Stunden in eine der drei Vorreiter-Schulen und lassen sich dort von den Schülern das Projekt erklären. Das ist auch deshalb günstig, weil in diesen Schulen bereits die Infrastruktur vorhanden ist, mit der die Energiemanager auf die Heizungssteuerung zugreifen oder ihre Arbeitsergebnisse auf einem großen Monitor im Schulhaus publizieren (siehe Foto). So können die Neulinge z.B. gleich am Computer und damit live nachvollziehen, wie groß der Anteil an Heizzeiten ist, den man allein dadurch einspart, dass die Zeiten an den tatsächlichen Stundenplan angepasst werden.

Normalerweise wird in den Schulen nämlich jeder Raum zwischen 5, 6 oder 7 Uhr morgens und 14, 15 oder 16 Uhr nachmittags durchgeheizt. Niemand achtet bisher darauf, wann der Unterricht tatsächlich beginnt oder wann die Schüler in der Turnhalle oder in Fachräumen sind. Auch analysiert niemand, wie lange es braucht, bis der Raum nach Heizende sich wirklich abkühlt. Oft können auch dadurch schon pro Woche mehrere Stunden Heizzeit in jeder Klasse eingespart werden. Außerdem sollen in den größeren Pausen, wenn gelüftet wird, ebenfalls die Heizungsventile automatisch geschlossen werden. Alle diese Anpassungen der Heizungssteuerung an das reale Leben in der Schule können nur durch die Schüler selbst erfolgen, kein Hausmeister und kein Schulleiter haben dafür Zeit. Zusätzlich entdecken die Schüler mit Messgeräten auch defekte Ventile und Temperaturfühler und vermitteln den Mitschülern und Lehrkräften effektive Lüftungstechniken.

Am Beispiel der beiden folgenden Bilder aus der Arbeit der Energiemanager in der Schule am Falkplatz sieht man sehr deutlich, worin der Unterschied zwischen der üblichen Standardeinstellung der Heizzeiten (erstes Bild) und der Anpassung an die tatsächliche Raumnutzung (zweites Bild) besteht.

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Für die neu hinzukommenden Schulen gibt es aus organisatorischer Sicht drei verschiedene Wege, um Energiemanager-Schule zu werden:

  • die Gründung von freiwilligen Arbeitsgemeinschaften oder Projektgruppen, die sich am Nachmittag oder sogar morgens noch vor dem Unterrichtsbeginn treffen
  • die Nutzung des Wahlpflicht- oder Schwerpunktunterrichts, um Energiethemen zu behandeln
  • den Einstieg über eine Projektphase im naturwissenschaftlichen Unterricht, aus dem heraus sich dann eine der beiden erstgenannten Varianten herausentwickelt.

In jedem Fall werden die Schülergruppen durch Mitarbeiter des externen Dienstleisters (stratum) betreut. Idealerweise steht jedoch auch eine Lehrkraft zur Verfügung, die die Projektgruppe zusätzlich unterstützt. Das Ausmaß des Lehrerengagements ist jedoch variabel. Sogar wenn Schulen sich mit ihren Energieprojekten an Wettbewerben beteiligen, übernimmt stratum den Teil des Aufwandes, den eine Lehrkraft nicht selbst leisten kann. Dass dieses Modell sehr erfolgreich ist, bewies die Grundschule am Kollwitzplatz, die mit ihrer „Köpfchen statt Kohle“-Schülergruppe unter Leitung ihres Lehrers Michael Temme und betreut durch stratum letztes Jahr als erste Grundschule seit Bestehen des Wettbewerbes einen mit 10.000 Euro dotierten Preis bei „Klima & Co“ gewonnen hat.

zeitbild_schulveranstaltung_130829_03Das war für den Veranstalter, den Energiekonzern BP und den Zeitbild Verlag, auch Anlass, im Vorfeld der neuen Wettbewerbsperiode mit einer Veranstaltung in der Grundschule am Kollwitzplatz für die Teilnahme zu werben. Zusammen mit Michael Temme, Schulhausmeister Lutz Domann und Zeitbild-Mitarbeiter Frederic Markus ermutigte Brigitta Wortmann von BP Europa SE dabei besonders die Berliner Grundschulen zur Einreichung von Konzeptideen für Energiesparen und Klimaschutz an der Schule. Weil in Berlin die Grundschulen bis zur sechsten Klasse gehen, können sie an dem Wettbewerb teilnehmen, der erst für Schüler ab der fünften Klasse geeignet ist. In vielen anderen Bundesländern endet die Grundschule bereits mit Klasse 4. Einreichungsschluss für den neuen „Klima & Co“-Wettbewerb ist der 3. Dezember 2013. Unser Foto zeigt von links nach rechts: Frederic Markus, Brigitta Wortmann, Lutz Domann und Michael Temme.

2013_01_webSchulen, die sich für den Wettbewerb interessieren, können beim Zeitbild Verlag das Buch zum Wettbewerb kostenlos bestellen (Fon 030.32001933, E-Mail frederic.markus@zeitbild.de). Darin sind u.a. die Siegerkonzepte des letzten Wettbewerbs als Anregung dokumentiert. Das Besondere an „Klima & Co“ ist, dass man keine durchgeführten Projekte und Ergebnisse vorweisen muss, sondern „nur“ überzeugende und begründete Ideen, was man an der Schule gerne für den Klimaschutz tun möchte, wenn man einen Betrag zwischen 10.000 und 50.000 Euro dafür zur Verfügung hätte. Die Grundschule am Kollwitzplatz z.B. hat mit der Idee, Schüler als Energiemanager zu qualifizieren und einzusetzen, einen Preis gewonnen, der dann für die Umsetzung dieser Idee verwendet werden konnte.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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