„Unsere Schule ist Spitze beim Energieverbrauch“ erläuterte Tom Funke anhand der ersten beiden Folien seines Vortrags im Rathaus Weißensee. Zusammen mit seiner Klassenkameradin Clara Hönel stellte der Zehntklässler die Ergebnisse eines Untersuchungsprojekts vor, mit dem sich ein Physik-Wahlpflichtkurs des Karower Gymnasiums im letzten Schuljahr an „Köpfchen statt Kohle“ beteiligt hatte. Weil die Spitzenstellung beim Wärme- und Stromverbrauch niemanden stolz macht, drehte sich die Diskussion vor allem um die von den Schülern vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen.
Hochbauamts-Chef Detlev Lindner begrüßte die Initiative der Schüler, weil, wie er sagte, „uns im Amt oft die Erfahrungen und der Rat der Betroffenen selbst, also der Schüler und Lehrer, fehlen“. „Unsere Heizung läuft seit über zehn Jahren 18 Stunden am Tag und sieben Stunden die Woche auf Hochtouren“, so der Befund der Schüler, die auch die Heizzentrale genau inspiziert hatten (Foto oben). Warum ist das so, fragten sie die Verantwortlichen aus der Bezirksverwaltung. Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz verwies auf die Sünden der Vergangenheit: „Vor 15 Jahren ist man mit dem Thema Energieverbrauch noch anders umgegangen.“ Die Schüler erfuhren aber auch, dass der Code für die Bedienung der zentralen Fernwärme-Heizungssteuerung in der Schule lange Zeit verschollen gewesen sei, weshalb niemand die Anlage bedienen konnte.
Jürgen Bornschein, Ingenieur im Hochbauamt, ärgert sich am meisten darüber, dass die Schüler jede Menge defekte Thermostatventile gefunden hatten, die nicht erst seit gestern defekt sind: „Aber das Problem kommt anscheinend bei uns nicht an!“ Bezirksstadträtin Christine Keil, die politisch verantwortliche Leiterin der Immobilien-Abteilung des Bezirks, möchte diesen Zustand schnellstens ändern. „Schnelle Information und schnelle Reaktion“ ist die Devise, die sie für die Zukunft ausgeben möchte. Dabei möchte sie gerne in allen Schulen so kritische und aktive Schüler wie in der Havemann-Schule haben, denn „die Nutzer vor Ort wissen als erste, wenn etwas nicht funktioniert“. Detlev Lindner stimmte zu: „Wir brauchen die Schüler als laufende Betreuer der Energieanlagen in den Schulen. Die Nutzer müssen mitwirken, sonst erreichen wir unsere Energieziele nicht.“
Weil die Beschäftigung mit Heiz- und Beleuchtungssystemen, die Suche nach Energielecks und die Entwicklung von Einsparvorschlägen sowohl inhaltlich als auch methodisch in den Lehrplan der Schulen passen, wie Physiklehrer Christian Strube bestätigte, könnte diese Rechnung tatsächlich aufgehen. Die Schüler erwerben naturwissenschaftliche und technische Kompetenz und erlernen Projektmanagement, die Schule profitiert durch ein besseres Raumklima und der Bezirk als Schulträger spart Geld – eine bessere Win-Win-Situation könne es gar nicht geben, bekräftigte „Köpfchen statt Kohle“-Projektleiter Richard Häusler.
Das waren die konkreten Vorschläge der Havemann-Schüler:
- Noch vor der nächsten Heizperiode alle defekten Thermostatventile austauschen
- Auf den Fluren und in den Toiletten „Sparclips“ einbauen, um eine Festeinstellung der Thermostaten auf Stufe „2“ zu erreichen
- Die teilweise vorhandene Holzverkleidung vor den Heizkörpern und die langen Vorhänge vor den Fenstern, die die Heizkörper abdecken, entfernen
- Die zentrale Heizungssteuerung in Absprache mit den Nutzerbedürfnissen optimieren
- Den Schülern und Lehrern beibringen, wie sie mit der dezentralen Einstellung an den Thermostatventilen umgehen müssen und wie effektiv gelüftet wird
- Die zentrale Dauerbeleuchtung der Schule durch dezentrale Schaltmöglichkeiten und Bewegungsmelder sowie Zeitschaltungen ersetzen.
Sobald sie ihm eine detaillierte Liste der Mängel schicken, versprach Jürgen Bornschein den Schülern sofortige Abhilfe: „Eine Woche später sind die Reparaturen ausgeführt“. Bornschein will auch prüfen, ob die Heizanlage hydraulisch abgeglichen werden muss, damit die Druckverhältnisse im Heizungssystem eine gleichmäßige Wärmeverteilung ermöglichen. Ist die Hydraulik nicht in Ordnung, so erklärte er, müssten am Beginn des Heizkreislaufs Räume überheizt werden, damit die Räume am Ende halbwegs warm würden.
Auch ein Vorschlag des Physiklehrers der Havemann-Schule wurde aufgegriffen. Christian Strube hatte angeregt, dass einfache Überprüfungen und der Austausch von Heizungsventilen künftig von Schülerfirmen übernommen werden könnten, das sei schneller und billiger als wenn immer die Schul- und die Bauverwaltung eingeschaltet werden müssten. In einem Modellprojekt soll dieser Vorschlag jetzt erprobt werden. Bedenken von Verwaltungsseite gegen die Schülerfirmen-Lösung wurden hinsichtlich der Gewährleistungspflicht geäußert. In einem Pilotprojekt an einer Sekundarschule, so Hochbauamtsleiter Detlev Lindner, könne man aber auch diese Frage klären. Wegen der Nähe zum Havemann-Gymnasium wurde die Hufeland-Schule für das Modellprojekt vorgeschlagen. Christian Strube und Richard Häusler wurden beauftragt, die Konzeption für eine solche Schülerfirma zu entwickeln.
Dass sie es mit der Umsetzung von Verbesserungen in der Havemann-Schule ernst meint, gab Christine Keil zum Schluss der Veranstaltung noch einmal zu erkennen. Sie möchte bald nach den Herbstferien zu einem Lokaltermin in die Schule eingeladen werden. Dann soll festgestellt werden, was bereits geschehen ist und was noch zu tun wäre. Die Schüler und ihr Physiklehrer waren angetan von der Entschlusskraft des Gremiums und wollen nun das ihre tun, damit die Havemann-Schule sich künftig nicht mehr als Spitzenverbraucher in den Charts der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen wiederfindet.
Auf unserem Foto stellen sich alle Beteiligten nach der Sitzung zum „Beweisfoto“ auf (v.r.n.l.): Clara Hönel, Lioba Zürn-Kasztantowicz, Christine Keil, Tom Funke, Christian Strube, Jürgen Bornschein, Richard Häusler, Detlev Lindner