Schulabschluss im Rathaus – Falkplatz-Schüler geben der Bezirksstadträtin über die Ferien Hausaufgaben

Am vorletzten Schultag wollte die Energie-Projektgruppe der Schule am Falkplatz noch etwas tun, um das kommende Schuljahr vorzubereiten. Weil die Schüler herausgefunden hatten, wie viel Heizenergie durch die extrem undichten Fenster ihrer Schule entweicht und jedes Jahr nur durch die Fensterfugen mindestens 22 Tonnen CO2 mehr in die Luft gepustet werden als nötig, haben sie einen Abhilfevorschlag entwickelt. Damit dieser Vorschlag auch noch vor der nächsten Heizperiode umgesetzt wird, meldeten sie sich mit einer ausführlichen „Petition“ vor den Sommerferien bei der zuständigen Bezirksstadträtin, Christine Keil, zu einem Termin im Pankower Rathaus in Weißensee an (Foto oben).

Auch die Sechstklässler aus der Projektgruppe waren mitgekommen. Obwohl sie im neuen Schuljahr die Grundschule verlassen würden, war es ihnen ein Anliegen, die Abdichtung der insgesamt 130 alten Kastendoppelfenster ihrer Schule noch auf den Weg zu bringen. Um zu beweisen, dass die Abdichtung tatsächlich funktioniert, den Energiebedarf senkt und das Raumklima verbessert, hatten die Schülerinnen und Schüler noch im letzten Winterhalbjahr einen Klassenraum exemplarisch abgedichtet. Unterstützt wurden sie dabei von dem Fensterbauer Eduard Götz, der die Materialien und seine Arbeitszeit dafür als Spende einbrachte. Die Fenster sollten professionell abgedichtet werden, deshalb hatte die Schülergruppe nach besseren Möglichkeiten gesucht als sie im Baumarkt zu bekommen sind. Dabei sind sie auf die speziellen Kautschuk-Silikon-Dichtungen gestoßen, die in eine vorgefräste Nut geklemmt werden und sowohl hinsichtlich der Dämmungswirkung wie auch der Haltbarkeit eine optimale Wirkung versprechen (siehe Foto). Zudem werden die Dichtungsschläuche nicht verklebt, so dass sie z.B. für Malerarbeiten aus- und wieder eingebaut werden können. Für 20.000 Euro könnten alle Klassenräume ihrer Schule auf diese Weise abgedichtet werden, rechneten die Schüler aus. (Siehe auch die Projektbeschreibung „Wir machen unsere Schule dicht“ im Download-Bereich.)

Die Energiepioniere der Falkplatzschule sind überzeugt, dass sie damit eine Lösung nicht nur für ihre Schule, sondern auch für viele andere alte Gebäude gefunden haben, die unter Denkmalschutz stehen und die aus finanziellen Gründen in absehbarer Zeit nicht aufwendig energetisch saniert werden können. Mit diesem Vorschlag wurden sie bei Christine Keil vorstellig und gaben ihr damit sozusagen Hausaufgaben über die Ferien auf.

Die Bezirksstadträtin freute sich über das Engagement der Fünft- und Sechstklässler sichtlich und war besonders davon beeindruckt, dass die Projektarbeit nicht am Schuljahresende aufhört, sondern über die Jahrgänge hinweg Kontinuität hat. Die Schüler, die zusammen mit ihrer Lehrkraft Ingrid Temme gekommen waren, erklärten der Stadträtin, warum die Energieverschwendung in ihrem Schulgebäude ein Thema ist, das nicht innerhalb eines Schuljahres zu lösen ist. Es liege nämlich nicht nur an undichten Fenstern, sondern auch an defekten Heizkörper-Thermostaten und ungünstigen Einstellungen der zentralen Einzelraumsteuerung. Die Zukunftsvision der Energie-Projektgruppe sieht vor, dass jede Klasse die Einstellungen für ihren Klassenraum und zugehörige Räume wie Flur und Toiletten am Steuerungscomputer zusammen mit dem Hausmeister selbst vornimmt und das Ergebnis überprüft. Dadurch könnten die Schüler selbst entscheiden, wie viel Energieverbrauch und CO2-Ausstoß sie verantworten wollen. Außerdem würden kaputte Heizkörperventile oder andere technische Probleme sehr viel schneller entdeckt als es momentan der Fall ist.

Christine Keil versprach der Schülergruppe Unterstützung bei dem Abdichtungs-Vorhaben. Zwar liege ein millionenschwerer Antrag auf eine gründliche energetische Sanierung der Falkplatzschule beim Berliner Senat, aber es sei nicht sicher, ob der Antrag genehmigt werde. Außerdem würde die Umsetzung der Baumaßnahmen einige Jahre Zeit in Anspruch nehmen. „Da euer Fensterabdichtungs-Projekt eine Referenz für andere Gebäude darstellt und es außerdem in ein dauerhaftes und ganzheitliches Konzept für die Energieeinsparung an der Schule eingebettet ist“, begründete die Stadträtin ihre Unterstützung für eine Umsetzung noch in diesem Herbst. Um das konkrete Vorgehen abzusprechen, lud Christine Keil die Schülergruppe (Foto unten) ein, sich gleich mit Beginn des neuen Schuljahres zu einer Planungssitzung vor Ort in der Schule zu treffen. Das wäre dann die Gelegenheit, bei der die Schülerinnen und Schüler überprüfen können, ob die Bezirksstadträtin ihre Hausaufgaben auch tatsächlich gemacht hat.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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