Schüler vom Kollwitzplatz beraten Bezirksstadträtinnen – Allein für Heizung könnte die Schule mehr als 3.000 Euro pro Jahr sparen

Der Klassenraum war schon gerammelt voll, als Christine Keil (Bild li.) und Lioba Zürn-Kasztantowicz (Bild re.) wieder mal in einer Schulbank Platz nahmen. Die beiden Bezirksstadträtinnen leiten die Abteilungen der Pankower Stadtverwaltung, die im Projekt „Köpfchen statt Kohle“ zusammenarbeiten – das Bau- und das Schulressort. Eingeladen hatten sie die Fünft- und Sechstklässler der Grundschule am Kollwitzplatz, die seit fünf Monaten im Auftrag des Bezirks in ihrer Schule nach Energielecks suchen. „Wo kann man Energiekosten sparen und dadurch auch etwas gegen den Klimawandel tun“ war die Frage, auf die die Veranstaltung den beiden Politikerinnen Antworten geben wollte.

Zwei Untersucherteams waren in der Schule unterwegs, die einen („Stromfresser“) konzentrierten sich auf den Stromverbrauch von Computern, Druckern und Smartboards, die anderen („Wärmedetektive“) überprüften die Raumtemperaturen. Die Einsparmöglichkeiten beim Stromverbrauch, die durch Energiekostenmessungen und Hochrechnungen ermittelt wurden, belaufen sich auf knapp 2.000 Euro pro Jahr. Was dabei wenig bringt, ist das ständige Aus-und wieder Einschalten von Druckern und Kopierern. Nicht, weil das Hochfahren der Geräte sehr viel Energie verbraucht, sondern weil die Standby-Verbräuche dieser Geräte minimal sind – hier ergäben sich Einsparungen im Bereich von unter 10 Euro im Jahr. Dagegen fallen die Einsparpotenziale bei Computern, Beamern und Smartboards deutlich höher aus, vor allem wegen der Vielzahl dieser Geräte an der Schule. Am Kollwitzplatz sind 100 PCs, 30 Notebooks, 10 Beamer und 5 Smartboards im Einsatz. Obwohl die „Stromfresser“-Gruppe bei der Berechnung der einsparbaren Kosten die faktischen Nutzungszeiten berücksichtigt hat, ergeben sich erkleckliche Mehrkosten daraus, dass alle diese Geräte ständig am Netz angeschlossen bleiben. „Wenn wir 100 schaltbare Steckdosenleisten anschaffen und die Schüler und Lehrer sie auch benutzen würden, könnte die Schule viele Hunderte von Euros jedes Jahr sparen“, stellten die Schüler fest. Auch unter Berücksichtigung der Anschaffungskosten würden sich die abschaltbaren Steckdosenleisten bereits im ersten Jahr rentieren.

Wasser in den Wein gossen ein paar Mitschüler, die angesichts der Einsparmöglichkeiten fragten: „Was hat aber die Schule davon?“ Denn die Energierechnung zahlt ja nicht die Schule, sondern der Bezirk. Die gleiche Frage warfen auch die „Wärmedetektive“ auf, deren Arbeit dazu führt, dass die Schule künftig über 3.000 Euro Heizkosten pro Jahr sparen und das Klima damit um 34 Tonnen CO2 entlasten könnte.  Die Projektgruppe hatte herausgefunden, dass die Schule im Durchschnitt fast 3 Grad zu warm ist, und ihren Hausmeister dazu motiviert, an der zentralen Heizungssteuerung inzwischen eben diese 3 Grad herunterzuschalten. Obwohl wegen technischer Mängel der Heizungssteuerung bisher nur 2 Grad Reduzierung wirklich in den Klassenräumen angekommen ist, sind alle Lehrkräfte der Schule dankbar für die spürbare Klimaverbesserung. Im nächsten Schritt möchten die „Wärmedetektive“ erreichen, dass die Heizungsanlage genau überprüft und repariert wird, damit die Klassen zusammen mit dem Hausmeister die Räume selbst regulieren können. Von 28 Räumen, die intensiv beobachtet wurden, lassen sich derzeit nur 12 sinnvoll regeln. Man habe jetzt schon Räume auf 11 Grad eingestellt, berichtete Michael Temme, der als Lehrer die Energieprojekte betreut, um im Klassenzimmer dann wenigstens auf 21 Grad zu kommen. Manche Räume würden sogar wärmer, wenn man sie am Heizungscomputer herunterregelt. Um die Mittel für die nötigen Reparaturen zu erhalten, hat sich die Schule am Wettbewerb „Klima & Co“ beteiligt. Etwa 10.000 Euro werden für den großen Anlagencheck und die notwendigen Reparaturen und Neueinstellungen veranschlagt.

Baustadträtin Christine Keil freute sich über dieses Engagement, sagte aber ihrerseits zu, dass sie sich um die Heizungsanlage der Kollwitzplatz-Schule kümmern wolle. Beide Stadträtinnen gaben außerdem ein klares Statement für den Klimaschutz ab, nachdem die Schülerinnen und Schüler im Publikum eine Pro-und Contra-Diskussion begonnen hatten. Die „Klimaskeptiker“ unter ihnen trafen einen neuralgischen Punkt, als sie die Frage stellten: „Was ändert es denn, wenn wir hier an unserer Schule Energie sparen und CO2 vermeiden – und alle anderen tun nichts?“ Dabei zeigten sie zwar eine Folie, die darauf hinwies, wie wenig man sich z.B. in China um den Klimaschutz zu sorgen scheint, aber der Vergleich lässt sich auch auf Berliner Verhältnisse herunterbrechen: Was nützt es, wenn eine Grundschule in Pankow Energie spart und die anderen 50 nicht? Lioba Zürn-Kasztantowicz konnte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass immerhin ein Dutzend der Pankower Grundschule an „Köpfchen statt Kohle“ teilnimmt, auch wenn noch nicht alle so eindrucksvolle Ergebnisse in ihren Energieprojekten erzielt hätten wie die Schule am Kollwitzplatz. Die Frage, was denn die Schule von den erzielten Energieeinsparungen habe, beantwortete Michael Temme aus der Sicht des Lehrers. Durch „Köpfchen statt Kohle“ habe er eine Messgeräteausstattung erhalten, die den naturwissenschaftlichen Unterricht insgesamt verbessere.

Aus Sicht der Schüler scheinen zwei andere Motivationsfaktoren für die Beteiligung an der anspruchsvollen Projektarbeit ausschlaggebend zu sein, die zusätzliche Zeit neben dem Unterricht erfordert. Zum einen die Beschäftigung mit dem Klimaproblem, über das sich alle sehr viel Gedanken machen – fast die Hälfte der Veranstaltungszeit diskutierten die Schülerinnen und Schüler über die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Lebensbedingungen. Das andere Motiv stand auf einer Folie ganz oben, die Schüler präsentierten, um den Sinn der Energieprojekte zu begründen: „Es macht einfach Spaß!“ Was auch durch ein 2-Minuten-Video belegt wurde, das eine Filmgruppe der fünften Klassen über die Rolle des Hausmeisters im Energieprojekt gemacht hat. Mit diesem Video nominieren sie ihren Hausmeister Lutz Domann beim diesjährigen BP-Wettbewerb „Klima & Co“.

Abschlussbild mit den „Wärmedetektiven“: In der unteren Reihe die beiden Bezirksstadträtinnen Christine Keil (li.) und Lioba Zürn-Kasztantowicz (re.). Obere Reihe Schulleiterin Janett Hartig (re.), Lehrer Michael Temme (außen li.), daneben Richard Häusler von der Firma stratum, die die Energieprojekte im Auftrag des Bezirks pädagogisch betreut

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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