Klima-Bananen und CO2-Experimente – Einblicke in laufende „Köpfchen statt Kohle“-Projekte

Kein Projekt gleicht dem anderen. Weil „Köpfchen statt Kohle“ nicht nur auf die Bedürfnisse der einzelnen Schulen individuell eingeht, sondern auch weil die Situation überall anders ist und außerdem die Schülerinnen und Schüler die Projekte zu einem großen Teil selbst bestimmen, verfolgt jede Schule einen eigenen Weg zu mehr Energieeffizienz. Unsere heutige Übersicht gibt Einblicke in die Aktivitäten von fünf verschiedenen Schulen.

Obwohl die Robert Havemann-Schule ein moderner Bau mit gut isolierten Wänden und Wärmeschutzfenstern ist, haben die Neuntklässler der Projektgruppe gravierende Mängel entdeckt. Viele der Räume in der Schule sind deutlich überheizt – bis über 26 Grad Celsius – und auf jeder Etage wurden defekte Thermostatventile und Temperaturregler entdeckt. Die Regelungsmöglichkeiten der Fernwärme-Heizanlage werden dadurch stark eingeschränkt. Um zu verstehen, wie die Wärmeversorgung des Gymnasiums, an der auch eine Grundschule und die Stadtteilbibliothek angeschlossen sind, funktioniert, lud die Projektgruppe Experten der Firma Sauter FM ein. Jens Clemen (Bild oben rechts) erklärte vor dem Ortstermin in der Heizzentrale die Grundlagen an der Tafel. Das Projekt im Physikkurs will demnächst eine Auswertung der selbst erhobenen Messdaten und Mängelbefunde in der Schulkonferenz vorstellen und konkrete Verbesserungsvorschläge machen.

Nachdem der Hausmeister der Grundschule am Kollwitzplatz die Messungen der Schüler-Projektgruppe zum Anlass genommen hat, die am Regelungscomputer eingestellten Temperaturen für die gesamte Schule um 3 Grad abzusenken, haben die Schüler ihre Kontrollmessungen in den Klassenräumen fortgesetzt. Diese Messungen haben jetzt ergeben, dass die Durchschnittstemperatur aller Etagen um 1,8 Grad gesunken ist. Auch dann war allerdings die dritte Etage immer noch die wärmste im Schulhaus (siehe Grafik). Bevor eine weitere Absenkung am Steuerungscomputer vorgenommen werden kann, muss jedoch erst die Funktionsfähigkeit der Heizungssteuerung sichergestellt werden. Denn dass bei einer zentralen Absenkung um 3 Grad nur 1,8 Grad wirklich im Klassenraum ankommen, ist nicht befriedigend. Die Projektgruppe hat also noch einiges zu tun. Das hohe Engagement des Hausmeisters hat andere Mitschüler motiviert, ihren Hausmeister beim Wettbewerb „Klima & Co“ als „Klimameister“ zu benennen. „Klima & Co“ wird demnächst einen Schulhausmeister prämieren, der die Energie- und Klimaprojekte von Schülern in besonderer Weise unterstützt. Dazu muss ein Zwei-Minuten-Video eingereicht werden, das die Schüler über ihren Hausmeister gedreht haben. Das Filmteam der Kollwitzplatz-Schule hat zu diesem Zweck ein Action-Movie gedreht – mit dem Titel „Klima-Bananen“ (demnächst zum Abspielen auf dieser Website).

Außenwirkung strebt auch die Klasse 5b der Schule am Hohen Feld an, die sich seit dem Herbst mit der Suche nach Energiesparmöglichkeiten beschäftigt. Angeregt durch ihre Naturwissenschafts-Lehrerin Steffi Barchewitz hat die gesamte Klasse jetzt ein Redaktionsteam gebildet, um eine 16-seitige Zeitung über das Energiethema herauszubringen. Alle Schüler und Lehrer werden diese Zeitung erhalten, in der die Schüler nicht nur die Ergebnisse ihrer Messungen und Befragungen zum Raumklima darstellen, sondern auch konkrete Verbesserungsvorschläge machen. Unter anderem plädieren die Fünftklässler dafür, die Heizungen im Winter prinzipiell auf der Thermostateinstellung „1“ zu belassen. „Das reicht für 20 bi2 21 Grad aus und berücksichtigt, dass die Schulkinder im Raum ja auch zu einer Erwärmung des Klassenzimmers beitragen“, so die jungen Temperaturexperten. Als Sympathieträger führt die Karikatur eines Temperaturmessgeräts durch die Zeitung, den die Nachwuchsredakteure „MiniMax“ genannt haben. Der Name könnte für die Botschaft stehen „Temperaturen minimieren – Lebensqualität maximieren“.

Mit einer Zeitung soll auch die Grundschule am Wasserturm über die Energieprojekte von „Köpfchen statt Kohle“ informiert werden. Auch hier ist es die 5b, die in mehreren Projekttagen das Schulklima untersucht hat. Die Auswertung der Temperaturmessungen steht noch aus. In einer Meinungsumfrage unter 240 Schülerinnen und Schülern haben die Fünftklässler jedoch herausgefunden, dass fast ein Drittel nur bereit ist, Energie zu sparen, wenn auch die anderen mitmachen. Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, dass an der Schule eine „Energiekultur“ entsteht, die immer wieder zu energiebewusstem Verhalten  motiviert. Sogar im eigenen Klassenzimmer der 5b war es bislang üblich, ständig die  Oberlichte gekippt zu halten, wenn es im Winter im Raum zu warm oder zu stickig wurde. Mit einem CO2-Messgerät von „Köpfchen statt Kohle“ wurde deshalb ein Experiment gemacht: Wird durch diese Art der Lüftung tatsächlich eine gute Luftqualität erreicht – oder ist sie pure Energieverschwendung? Wenn alle Oberlichte gekippt, die Klassenzimmertür geöffnet und alle Schüler aus dem Zimmer gegangen sind, dauert es dennoch 20 Minuten, bis die Luftgüteampel von „Rot“ auf „Gelb“ springt. „Grün“ wurde in dieser Zeit gar nicht erreicht, der CO2-Wert lag immer noch über 1.000 ppm. Als Ursache des Problems wurden die nicht zu öffnenden Fensterflügel erkannt. Die Fenster sind versperrt und obendrein sind alle Fensterbänke mit Blumenkästen vollgestellt. Leider sorgen die Grünpflanzen aber nicht für genügend Sauerstoff im Klassenzimmer.

Kontinuierlich arbeitet die Umweltgruppe der Schule am Falkplatz am Energiethema. Die Fünft- und Sechstklässler messen regelmäßig zu Unterrichtsbeginn die Temperaturen in den Klassenzimmern, regeln selbstständig am Computer die einzelnen Räume nach und beziehen seit neuestem auch alle Klassen in die Temperaturkontrolle mit ein. Denn in jeder Klasse hängt neben einem erläuternden Poster eine große Tabelle, in die täglich die Temperatur im Klassenzimmer eingetragen werden soll. Für diese Temperaturkontrolle hat jede Klasse ein Raumthermometer erhalten. Jetzt konnte erstmals auch statistisch der Erfolg dieser konzertierten Aktion der Umweltgruppe nachgewiesen werden. Die Durchschnittstemperaturen sind auf allen Etagen dauerhaft gesunken und erreichen nahezu die Normtemperatur von 20 Grad Celsius (siehe Grafik). Der Energieverbrauch kann somit nur noch weiter gesenkt werden, wenn es der Umweltgruppe gelingt, die alten Kastendoppelfenster abdichten zu lassen. 130 dieser Fenster gibt es noch an der Schule. Die Mittel für die Abdichtungsmaßnahme will die Umweltgruppe unter Leitung von Ingrid Temme und Steffen Schoolmann durch die Beteiligung am Wettbewerb „Klima & Co“ erzielen.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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