Lüftung: Baustadträtin setzt auf den Menschen – Heizstunden-Score motiviert die jungen Energiemanager – Neues aus den Schulen

schultour_keil_151015_01Eindrucksvoller hätten die Energiemanager des Robert Havemann-Gymnasiums es der Baustadträtin Christine Keil nicht demonstrieren können: Als die Pankower Stadträtin jetzt der Schule einen Besuch abstattete, um die „Köpfchen statt Kohle“-Plakette aufzuhängen, wollte man sie auch einen Blick in eines der bisher sieben Klassenzimmer werfen lassen, in dem die Energieaktivisten bereits im letzten Schuljahr große CO2– und Temperatur-Messanzeigen aufgehängt hatten. Die Idee dahinter: Durch die Messwert-Anzeige sollten Lehrkräfte und Schüler animiert werden, effektiv zu lüften, sprich: Immer wieder kurze, aber intensive Lüftungspausen einzulegen, um die Luftqualität in einem lernförderlichen Bereich zu halten.

plakette_havemann_01Was die Stadträtin dann im Englischunterricht einer zehnten Klasse live erlebte, war der schlagende Beweis dafür, dass wir noch mehr Energiemanager brauchen, die in der Schule das Problembewusstsein für richtiges und energiesparendes Lüften verbreiten. Denn in der Klasse stand ein kleines Seitenfenster bei niedrigen Außentemperaturen dauerhaft offen, der CO2-Wert auf der Anzeigetafel lag aber bereits deutlich im gelben Warnbereich von über 1.500 ppm CO2. Auf Nachfragen waren sich weder die Schüler noch die Lehrkraft darüber im Klaren, was ihnen das Messgerät nahelegen wollte. Kurzes, effektives Lüften hatte in dieser Klasen noch niemand in Betracht gezogen. Schulleiter Thomas Josiger selbst wandte sich deshalb mit einem Plädoyer für mehr Heizungs- und Lüftungsbewusstsein an die Klasse. „Wir sind eine sehr große Schule. Wenn es in allen Klassenräumen so aussieht wie hier, verschwenden wir nicht nur eine Menge Energie, sondern haben auch suboptimale Lernbedingungen.“ Unser Foto oben mit Baustadträtin, Schulleiter und einer der betroffenen Schülerinnen zeigt das Messgerät nach drei Minuten erfolgreicher Stoßlüftung.

neue_co2_messdisplays_02aBeim weiteren Rundgang diskutierten die Energiemanager mit der Stadträtin die Frage, ob man das Problem nicht auch durch technische Maßnahmen wie den Einbau automatischer Lüftungsanlagen heben könne. Die Schüler wollten lieber in allen Räumen Messeinrichtungen und eine Aufklärungskampagne für Mitschüler und Lehrkräfte. Die Baustadträtin unterstützte dies, denn technische Lösungen für die Be- und Entlüftung seien nicht nur kaum finanzierbar. „Die Lüfter machen auch zu viel Lärm und außerdem ist es Menschen unangenehm, wenn sie das Fenster nicht mehr aufmachen dürfen“, so Christine Keil. Am Havemann-Gymnasium beschäftigt sich die neue Generation der Energiemanager, die aus Siebt- und Achtklässlern besteht, inzwischen mit der Messgeräte-Ausstattung weiterer Räume.

am_heizungs_computer_01In 11 der 17 „Köpfchen statt Kohle“-Schulen haben die jungen Energiemanager einen direkten eigenen Zugang zum Heizungscomputer, mit dem die Heizzeiten und Temperaturen aller Klassen- und Nebenräume einzeln eingestellt werden können. Hauptaufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, diesen Zugang zu nutzen, um die Einstellungen an die tatsächliche Raumnutzung anzupassen und Unregelmäßigkeiten aufzuspüren, die auf Reparaturbedarf hinweisen.

In Zusammenarbeit mit dem Lieferanten der Einzelraumsteuerung wurde jetzt eine Statistik der zu Beginn des Schuljahres eingestellten Heizzeiten erarbeitet. Die Zahlen werden allen beteiligten Schulen zur Verfügung gestellt. Das nachstehende Diagramm zeigt die bisher geplanten Heizzeiten pro Woche in den beteiligten Schulen. (An zwei weiteren Schulen wird der Steuerungscomputer für die Schüler in den nächsten Tagen erst installiert, deshalb gibt es dafür noch keine Daten.)

heizstunden_proWoche_gestapelt

Gegen Ende der Heizperiode im März/April soll der dann vorhandene Status mit dieser Ausgangslage verglichen werden. Wie viele Heizstunden konnten die Energiemanager über den Winter einsparen? Um eine Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Schulen zu ermöglichen, wurde auch die Zahl der jeweiligen Klassen- und Nebenräume in der Statistik berücksichtigt – siehe nächstes Diagramm.

Durchschnitt_heizstunden_proWoche_klasse_vs_rest

WEITERE KURZNACHRICHTEN

ventilmonteurinnen_03

„Köpfchen statt Kohle“ ist wie ein permanenter „Girls Day“. Wie hier an der Falkplatzschule motiviert die Projektarbeit auch Mädchen, sich mit technischen Dingen auseinanderzusetzen. Die jungen Energiemanagerinnen haben keine Scheu vor dem Schraubenschlüssel und demontieren, wenn es sein muss, jedes Heizungsventil. Immer wieder stoßen die Schülerinnen und Schüler auf defekte Thermostatventile.

schultour_keil_151015_03Auch in der Grundschule am Sandhaus stattete Baustadträtin Christine Keil den Energiemanagern einen Besuch ab. Diese Schule beginnt mit dem neuen Schuljahr die Mitarbeit bei „Köpfchen statt Kohle“. Als die Stadträtin da war, ließen es sich die Schüler nicht nehmen, ihr das bisher Gelernte vorzuführen und sie auf das „Energierad“ zu bitten, mit dem der unterschiedliche Energiebedarf von Glühbirnen, Energiesparlampen, LEDs oder Wasserkochern körperlich erfahren werden kann.

experten_unter_sich_01Fachsimpeln mit dem Ingenieur Peter Schoof, der die Einzelraumsteuerungen in den „Köpfchen statt Kohle“-Schulen eingebaut hat, stand an der Homer-Grundschule beim letzten Treffen der Energiemanager auf dem Programm. Die Schülerinnen und Schüler stehen hier vor einem größeren Projektmanagement-Problem: Die seit Jahren immer wieder veränderte, aber nie dokumentierte Zuordnung von Raumbezeichnungen im Heizungscomputer scheint nicht mehr überall zu stimmen. Eine größere Überprüfung anhand der Gebäudegrundrisse scheint erforderlich zu sein.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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