Wegen des zeitigen Frühjahrsbeginns zogen die Energiemanager der Homer-Grundschule jetzt bereits Bilanz. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Über 8.000 Heizstunden haben die Schülerinnen und Schüler eingespart. Das ergaben eine Auswertung aller Räume und der Vergleich der Heizungseinstellungen, bevor die Energiemanager aktiv wurden und nachdem sie Änderungen am Heizungsprogramm für die ganze Schule vorgenommen hatten.
Die jungen Energiemanager haben an einem eigenen PC Zugang zur Computersteuerung aller Räume in ihrer Schule. Zu Beginn des Schuljahres haben sie sich als erstes die Stundenpläne aller Klassen besorgt. Damit konnten sie für jeden Klassenraum festlegen, wann es dort wirklich warm sein soll. Die Steuerung ermöglicht es den Energiemanagern, jeden Tag einzeln zu planen. Dabei können sie nicht nur stundenweise, sondern sogar für 10-Minuten-Einheiten festlegen, ab wann und bis wann es im Klassenraum warm sein soll. Auf diese Weise lassen sich auch 30- oder 40-minütige Heizunterbrechungen während der großen Hofpausen einstellen.
Manchmal beanstandeten die Energiemanager auch die für den Raum festgelegte Obertemperatur. Eigentlich müsste es ausreichen, wenn sie auf 20 Grad Celsius eingestellt ist. Absenkungen auf 20 Grad nehmen die Schüler jedoch nicht eigenmächtig vor, sondern sprechen vorher mit dem Klassenlehrer und den Schülern einer Klasse. Auf diese Weise wurde in manchen Klassen die Temperatur sogar auf 19 Grad abgesenkt, ohne dass es Schülern und Lehrern zu kalt geworden wäre.
Eine Auswertung der Heizperiode an der Homer-Grundschule hat nun ergeben, dass es in erster Linie die reduzierten Heizzeiten sind, die ein enormes Einsparpotenzial haben. Während die Durchschnittstemperatur nur von 20,6 auf 20,4 Grad gedrückt werden konnte, schafften es die jungen Energiemanager, pro Woche 335,5 Stunden Heizzeiten einzusparen. Das sind 14 % weniger Heizstunden. Hochgerechnet auf eine Heizperiode von 24 Wochen ergibt das über 8.000 Stunden eingesparter Heizzeiten in der Schule (siehe Grafik unten).
Für die neue Heizperiode im kommenden Schuljahr haben sich die Energiemanager zum Ziel gesetzt, weitere Einsparmöglichkeiten zu nutzen. So wurden in diesem Schuljahr die Hofpausen noch nicht konsequent in allen Klassen umgesetzt. Außerdem haben die Schüler entdeckt, dass in den allermeisten Räumen die Temperaturkurve am Nachmittag auch nach Heizende sehr langsam absinkt. „Wir könnten also schon eine oder sogar zwei Stunden vor dem Ende des Unterrichts auf die Heizung verzichten“, mein Xenia, die schon ihr zweites Jahr als Energiemanagerin an der Homer-Grundschule aktiv ist.
Die Einsparerfolge der Energiemanager hängen allerdings nicht nur von den richtigen Einstellungen im Heizungsprogramm ab. Wenn an der Heizanlage selbst Mängel auftreten oder Heizungsventile und Thermostatköpfe defekt sind, nützt alles regeln nichts. Bei der Auswertung der Diagramme am Computer entdecken die Energiemanager nicht selten solche Verdachtsfälle. Wenn Räume im Winter auch nachts nicht abkühlen oder in einem Raum kalte und warme Heizkörper nebeneinander gefunden werden, ist etwas faul.
Auch die Energiemanager der Grundschule im Blumenviertel stießen auf solche Ungereimtheiten beim Versuch, die Heizungssteuerung zu optimieren. Sie beantragten deshalb einen Projekttag an ihrer Schule, um in drei Teams mehrere Stunden am Vormittag die Ventile der Heizkörper zu untersuchen. Das war nicht immer einfach, da viele der Heizkörper von Regalen zugestellt sind. Die „Ventil-Jäger“ ließen sich davon jedoch nicht abhalten, wie auch das Bild rechts zeigt. Dennoch gab es ein paar Heizkörper, die unerreichbar waren, weil Schränke davor standen. Zuweilen waren auch die Temperaturfühler an der Wand völlig abgedeckt, was die Regelung natürlich beeinflusst.
Die Bilanz am Ende der Aktion: Von 40 Ventilen wurden 26 beanstandet. Das entspricht 65 %! „Vermutlich sind also mindestens die Hälfte aller Ventile an unserer Schule kaputt“, fasste Tyler das Ergebnis nüchtern zusammen, nachdem er die letzten Checklisten ausgefüllt hatte (Bild links). Die Untersuchungsprotokolle wurden inzwischen dem Ingenieurbüro zugeschickt, das mit „Köpfchen statt Kohle“ zusammenarbeitet und für die Bauverwaltung des Bezirks aktiv wird, wenn sich der Verdacht der Schüler erhärtet. Wie ein solches Protokoll aussieht, zeigt die Abbildung unten.
Die Grundschule im Blumenviertel ist nicht die einzige „Köpfchen statt Kohle“-Schule, an der die Schüler auf Reparaturbedarf stoßen. Eine der größten Grundschulen im Bezirk, die Schule am Falkplatz, scheint auch ein Kandidat für eine größer angelegte Ventilüberprüfung zu sein. „Wir wollen Energie sparen“ verkünden die Energiemanager der anerkannten Umweltschule selbstbewusst auf den Postern und Wandzeitungen, mit denen sie ihre Mitschüler regelmäßig über die Aktivitäten informieren. Da sie angesichts des vermuteten Reparaturbedarfs das aber nicht allein tun können, haben sie jetzt die Chefin der Bauverwaltung, Bezirksstadträtin Christine Keil, eingeladen, um mit ihr über die Probleme zu diskutieren. Die Stadträtin hat auch umgehend zugesagt, gleich nach den Osterferien in die Schule zu kommen. Am Dienstag, 29. April, wird sie um 7 Uhr morgens die Energiemanager an ihrem Arbeitsplatz in der Schule treffen. Die Schüler wollen ihr dann genau erklären, wie sie vorgehen und an welche Grenzen sie stoßen.
Auch in diesem Schuljahr fand wieder Deutschland bestdotierter Schulwettbewerb „Klima & Co“ statt. Nachdem 2012 bereits eine „Köpfchen statt Kohle“-Schule (die Grundschule am Kollwitzplatz) unter den 13 Preisträgern war und 10.000 Euro gewonnen hat, können wir auch in diesem Jahr wieder dabei sein: Die Robert Havemann-Schule, an der zusammen mit „Köpfchen statt Kohle“ eine zentrale Energie-Lernwerkstatt aufgebaut wird, ist im Finale der 13 besten Wettbewerbsbeiträge am 21. Mai in Berlin mit dabei. Die spannende Frage ist, ob sie einen der drei ersten Plätze belegt und dann bis zu 50.000 Euro für die Umsetzung ihrer Ideen erhält. Die Lernwerkstatt soll für alle Schulstufen Experimentier-, Anschauungs- und Fortbildungsoptionen bieten und die Technik erneuerbarer Energie alltagsnah und praxisbezogen vermitteln. U.a. ist eine solar gespeiste Elektrotankstelle für Mofas geplant.
In der Lernwerkstatt, die künftig unter der Bezeichnung „Energiezentrum Pankow“ firmieren wird, werden für die Energiemanager der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen nach den Osterferien Projekttage zum Bau von Solarautos angeboten, die von Werkstattleiter Norbert Hansen geleitet werden. Fachlich betreut der Physiklehrer der Havemann-Schule Christian Strube die Werkstattkurse. Strube berichtet davon, dass er als Gymnasiallehrer bereits einen Effekt der „Köpfchen statt Kohle“-Projektarbeit in den Grundschulen wahrnimmt: „Die Kinder, die in der Grundschule in den Energieprojekten mitgearbeitet haben und dann in die weiterführenden Schulen kommen“, so berichtet er, „sind viel besser informiert über Energie, Wärme oder Messtechnik. Man merkt, dass sie da einen Wissensvorsprung haben und stolz auf ihre Praxiserfahrungen sind.“