Im zu Ende gehenden Winter sind die Energiemanager der „Köpfchen statt Kohle“-Schulen immer wieder auf „verdächtige“ Räume gestoßen. Das sind z.B. Klassenzimmer, in denen es zu warm ist, obwohl der Heizungscomputer anzeigt, dass die elektrisch gesteuerten Thermostatventile andauernd geschlossen sind. Oder Räume, in denen auch bei niedrigen Außentemperaturen die Raumtemperatur in der Nacht überhaupt nicht absinkt. In solchen Fällen richtet sich der Verdacht der Energiedetektive zuerst immer auf die Heizungsventile. Diese sind teilweise bereits 10-15 Jahre im Einsatz und auch noch nie überprüft worden.
Bis vor kurzem konnten die Energiemanager nur Briefe an Hausmeister, Schulleiter oder dien Bauverwaltung schreiben, um eine Überprüfung der Ventile zu veranlassen. Doch durch Unterstützung des technischen Energiespar-Partners von „Köpfchen statt Kohle“ lernen die Energiemanager jetzt selbst einen ersten mechanischen und elektrischen Ventil-Check durchzuführen. Die Ausstattung dazu zeigt unser Bild oben. Wie läuft der Ventil-Check ab?
Die Schüler prüfen zuerst, ob der Ventilkopf wackelig auf dem Gewinde sitzt oder Gewindegänge sichtbar sind. Auch deutlich erkennbare Beschädigungen werden natürlich notiert. Eine erste Überprüfung mit dem Stethoskop gilt den Strömungsgeräuschen in der Heizung. Da der Check nur bei geschlossenem Ventil stattfindet, dürfte jetzt eigentlich nichts zu hören sein. Dann kommt der 32-er Maulschlüssel zum Einsatz, um den Ventilkopf abzuschrauben.
Jetzt prüfen die Schüler, ob sich der Ventilstift bewegen lässt. Manchmal fressen sich diese Stifte fest. Auch Verkalkungen wurden bereits festgestellt, obwohl sich das Heizungswasser in einem geschlossenen Kreislauf befindet und kein kalkhaltiges Wasser nachgefüllt werden soll. Auch können bei Schweißarbeiten am Heizungssystem Rückstände in den Wasserkreislauf gelangen, die sich an der Mechanik der Ventileinrichtung festsetzen. Solche Informationen bekommen die Energiemanager meist von den Hausmeistern ihrer Schule.
Anschließend schrauben die Energiemanager einen drehbaren Thermostatkopf auf. Beim Auf- und Zudrehen lässt sich dann oft das Strömungsgeräusch feststellen. Da es in der Umgebung eines Klassenzimmers beim Ventil-Check nicht immer ganz leise ist, sorgen Stethoskope dafür, dass dieser Teil des Checks einfacher und schneller von der Hand geht. Scherzhaft titulieren sich manche Energiemanager als „Dr.med. Ventil“, wenn sie mit dem Stethoskop in den Ohren agieren.
Wenn bei geschlossenem Handventil keine Strömungsgeräusche auftreten, wohl aber dann, wenn der ferngesteuerte Ventilkopf wieder aufgesetzt ist, besteht der Verdacht, dass der Ventilkopf defekt ist. Wenn es sich um Ventilköpfe handelt, die mit einem thermoelektrischen Ausdehnungselement (meist einem Gel) arbeiten, dürfte dieses Gel im Lauf der Zeit seine Elastizität verloren haben. Wenn jedoch die Strömungsgeräusche auch bei geschlossenem Handventil auftreten – auch das haben Energiemanager bereits festgestellt -, dann ist vermutlich auch das Bauteil mit dem Dichtungsstift kaputt und muss ausgetauscht werden.
Falls sich die Abdeckung des elektrischen Anschlusses entfernen lässt, prüfen die Energiemanager auch die am Ventilkopf anliegende Spannung. Sie muss bei geschlossenem Ventil 24 Volt betragen. Das Ventil wird nämlich entweder durch einen kleinen Elektromotor angetrieben, der die Bewegung des Ventilstifts bewirkt, oder es arbeitet mit einem thermoelektrischen Ausdehnungsmedium, das durch die Stromzufuhr erwärmt wird. Auch das Zuleitungskabel wird natürlich auf Beschädigungen untersucht.
Wenn alles in Ordnung ist, bekommt das Ventil eine Prüfplakette „Ventil-Check 2014 – Geprüft durch Energiemanager“. Falls nicht, kleben die Energiemanager ein Etikett „Mängel festgestellt – In Reparatur“ auf den Ventilkopf. Der Hinweis auf die Reparatur ist natürlich vorauseilender Optimismus der Energiemanager. Denn angesichts der Tatsache, dass in vielen „Köpfchen statt Kohle“-Schulen die Ventileinheiten wahrscheinlich reihenweise ersetzt werden müssen, ist mit einer längeren Bearbeitungszeit zu rechnen, zumal die Reparaturen oft nur in schulfreien Zeiten erfolgen können.
Damit ist der Ventil-TÜV aber noch nicht abgeschlossen. Für jedes Heizungsventil wird eine Checkliste ausgefüllt. Falls Mängel gefunden wurden, schicken die Energiemanager die betreffende Checkliste an das Ingenieurbüro, das im „Köpfchen statt Kohle“-Projekt mitarbeitet, oder leiten die Liste an den Hausmeister weiter.
Gutes tun und darüber reden – das ist nicht nur allgemein von Vorteil, sondern bei „Köpfchen statt Kohle“ sogar eine Voraussetzung des Erfolgs. Weil dauerhafte Verbesserungen der Energiebilanz der beteiligten Schulen nur erreicht werden können, wenn die ganze Schule mitmacht, alle Bescheid wissen und sich jedes Jahr aufs Neue Schüler aus möglichst vielen Klassen engagieren, machen sich die aktiven Dritt- bis Sechstklässler selbst Gedanken, wie sie ihre Mitschüler und die Lehrkräfte informieren und motivieren. Die Energiemanager der Trelleborg-Schule waren die ersten, die von sich aus mit einem Poster an alle Mitschüler appellieren wollten, sich zu beteiligen (siehe Bild unten).
Sie taten das mit durchschlagendem Erfolg. Aus 5 Energiemanagern sind von einer Woche auf die andere 13 Schülerinnen und Schüler geworden, die mitmachen wollen. Und mindestens ein weiteres Dutzend Kinder aus den dritten, fünften und sechsten Klassen will noch dazukommen. Aus der 5a hat gleich die halbe Klasse ihr Interesse bekundet. Damit entstünde an der Trelleborg-Schule das größte Energiemanager-Team, das bisher an „Köpfchen statt Kohle“-Schulen unterwegs ist. Projektleiter Richard Häusler hofft, dass angesichts dieses Engagements auch bald der eigene Computerzugang der Energiemanager zum Heizungsserver genehmigt wird: „Denn mit 20 und mehr Schülern können wir unmöglich das Hausmeister-Büro belagern“, sagt er.
Die Energiemanager der Grundschule an der Marie haben gleich zwei Poster gestaltet, die jetzt an mehreren Stellen im Schulhaus hängen und demnächst auch auf der Schulwebsite stehen sollen. Die zwölf Schülerinnen und Schüler ließen es sich nicht nehmen, ihre Poster Schulleiter Jürgen Stolze persönlich zu überbringen (siehe Foto links). Während das eine der beiden Poster erläutert, was Energiemanager machen, erklärt das zweite Poster die wichtigsten Energiearten. Bei „Köpfchen statt Kohle“ erwerben die Grundschüler ja nicht nur praktische Fähigkeiten als Energiemanager, sondern auch eine Menge Grundwissen über Energie.
Auch in der Grundschule unter den Bäumen wollten die Energiemanager, die sich jede Woche im Schülerclub treffen, für mehr Bekanntheit in der ganzen Schule sorgen. Sie haben deshalb zwei Plakate entworfen, mit denen sie zum einen sich selbst und ihre Ziele vorstellen und zum anderen ihr Engagement als „Energiemanager gegen CO2“ erklären. Mit Schulleiter Bernd Woitinek wurde abgesprochen, wo überall im Schulhaus die Poster aufgehängt werden sollen.
Was das Raumklima in Klassenräumen angeht, so untersuchten die Energiemanager an dieser Schule die Wirksamkeit einer technischen Lösung, die dort schon seit langem installiert ist, aber nicht genutzt wurde. Die Schüler haben auch die Lautstärkeentwicklung der Geräte gemessen, die mit 60 dBA doch deutlich über den heute gültigen Normwerten liegt. Die Messungen der Energiemanager haben zunächst ergeben, dass sich kein nennenswerter Effekt einer CO2-Reduzierung durch den Betrieb der Geräte erkennen ließ.
Die Aussagekraft der bisherigen Messungen wurden jedoch durch zwei Faktoren reduziert: Zum einen erwies sich eines der drei Lüftungsgeräte in dem Raum als defekt; es wird derzeit gerade ausgetauscht. Zum anderen schalteten Lehrkräfte bzw. Hortner die Geräte während der Messphase von Stufe III auf Stufe I, weil es auf Stufe III angeblich zu einem zu starken Kühlungseffekt kam. Da sich der Winter inzwischen mit großen Sprüngen aus dem Staub macht, wollen die Energiemanager ihre Testreihe erst in der Heizperiode des nächsten Schuljahres wieder aufnehmen.
Auch die Schule am Falkplatz berichtete jetzt über erste Ergebnisse des Raumluft-Monitorings. Der Untersuchungsplan, bei dem von den Schülern Datenlogger für die Aufzeichnung der CO2-Werte eingesetzt wurden, war dreistufig angelegt:
- In der ersten Stufe wird eine Woche lang in Klassenräumen mit einem Datenlogger der Verlauf der CO2-Konzentration gemessen.
- In der nächsten oder übernächsten Woche wird nach Auswertung der ersten Messungen der Datenlogger noch einmal aufgestellt. Dabei bekommen die Schüler der Klasse den allgemeinen Hinweis, darauf zu achten, dass der CO2-Wert möglichst nicht über 1.000 ppm steigt. Auch diese Daten werden ausgewertet.
- In der dritten Stufe sollen die Energiemanager mit einer genauen Verhaltensempfehlung in die Klassen gehen und darüber aufklären, wie ein optimales Lüftungsmanagement aussieht. Gleichzeitig sollen sie darauf hinweisen, dass in den betreffenden Klassenräumen während der längeren Pausenzeiten („Hofpausen“) die Heizung durch die Energiemanager heruntergeregelt wird.
Aus der Auswertung dieser drei kontrollierten Messreihen wollen die Energiemanager dann eine Empfehlung für die Optimierung von Raumluftqualität und Temperatursteuerung während der Heizperiode ableiten. Auf Grund der bisherigen Messungen in Phase 1 und 2 lässt sich bereits die Feststellung treffen: „Allgemeine Appelle, auf die Lüftung zu achten, helfen nicht.“ Auch die Präsentation der Messwerte als Diagramme in den Klassen schafft nicht genügend Aufmerksamkeit und Motivation. Das Aufstellen von Messgeräten mit einer Ampelfunktion (linkes Gerät im Bild oben) hingegen erzeugt, so die Erfahrung in den „Köpfchen statt Kohle“-Schulen, eine positive Aufmerksamkeit für das Thema.
Wegen des sehr milden Winterwetters ist die systematische Fortführung des geplanten Raumluftmonitors in Frage gestellt. Auf jeden Fall soll jedoch im neuen Schuljahr bereits ab November eine noch breiter angelegte Untersuchung in den dann insgesamt 11 Schulen stattfinden, in denen Energiemanager ausgebildet werden, kündigt Projektleiter Richard Häusler an.