In der Grundschule am Kollwitzplatz begann das neue Schuljahr gleich auf höchstem Aktivitätsniveau. In neun Projektgruppen beschäftigten sich 45 Schülerinnen und Schüler der 6a und der 6d eine Woche lang zusammen mit ihren Lehrkräften Cornelia Nickel und Michael Temme mit Energiefragen. Unterstützung bekamen sie dabei von „Köpfchen statt Kohle“-Mitarbeitern. Die Projektwoche war aber nur der Einstieg in ein ehrgeiziges Energieprogramm an der Schule, die im neuen Schuljahr alle Schulklassen zu selbstständigen Energiemanagern machen und auf breiter Linie Energiesparmaßnahmen umsetzen will. Die Grafik zeigt das Grundprinzip: In allen Klassen werden ein oder zwei Schüler zu Energiemanagern qualifiziert. Eine freiwillige Arbeitsgemeinschaft „Energiemanagement“ besteht aus ungefähr zehn Schülerinnen und Schülern, die als Coaches der Energiemanager fungieren und die Klassen dabei unterstützen, ihren Energiebedarf zu senken. Zusätzlich ist eine Schülergruppe als „Wärmedetektive“ unterwegs, die im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts Messungen machen und die Technik kontrollieren.
Hier ein paar Streiflichter aus den Präsentationen der Projektwoche, mit der sich die Kollwitzplatzschule für das ehrgeizige Energie- und Klimaprogramm im neuen Schuljahr sozusagen warmgelaufen hat:
Energierad: Ein Fahrrad-Ergometer mit Zubehör können „Köpfchen statt Kohle“-Schulen ab dem neuen Schuljahr für die Energiebildung nutzen. Die Grundschüler vom Kollwitzplatz haben es getestet und selbst Versuche entwickelt. An die Adresse des Herstellers gehen einige Hinweise, wie man das Energierad noch verbessern könnte: „Man sollte einen Stromspeicher einbauen. Wichtig wäre, dass man das Energierad auch als Tandem betreiben kann.“ Richtig futuristisch ist die Vorstellung, dass die Produktion von Energie per Fahrrad bald schon im Schüler-Alltag genutzt werden könnte: „Das Energierad ist eine tolle Erfindung. Vielleicht gibt es 2019 sogar schon das erste ‚fahrende Energierad‘. Du fährst damit zur Schule und merkst, dein Handy ist alle, nimmst ein Kabel und steckst es ins Fahrrad.“ So wird das Handy durch die Tretenergie aufgeladen.
Solarpioniere: Diese Vorstellung vom Fahrrad als Handy-Ladegerät könnte durch das Projekt der Solarpioniere inspiriert worden sein, die ein neues Patent für die Produktion von Solarstrom zum Aufladen von Handys getestet haben. Das Prinzip haben die Schülerinnen und Schüler unter dem Titel „Strom zum Mitnehmen“ so beschrieben: „Die Firma changers.com stellt Minisolarplatten her, die man mit Hilfe von Saugnäpfen an die Fensterscheibe pappt. Diese Minisolarplatten sind mit Kabeln an einen kleinen Akku angeschlossen. Dieser Akku kann Geräte bis zu der Größe in einem iPad aufladen. Den Akku kann man abstöpseln und in die Tasche stecken, so kann man jederzeit sein Handy, iPod etc. aufladen. Der Akku kann bis zu 16 Wattstunden speichern. Diese 16 Wattstunden lädt er innerhalb von 4 Stunden (bei Sonnenschein) auf.“ In den beiden sechsten Klassen erproben die Schüler das neuartige Gerät während des ganzen Schuljahres und stellen ihren Mitschülern eine kostenlose Solartankstelle für ihre Handys zur Verfügung. Die Akkus werden außerdem mit dem Internet verbunden, so dass der kleine Beitrag zur Energiewende, der dadurch zustande kommt, erfasst und dokumentiert wird. Unter www.changers.com vergrößern die Solarpioniere an der Kollwitzplatzschule damit den Berliner Anteil im weltweiten Wettbewerb der Anwender dieser Alltagstechnologie, die nach Auskunft der Hersteller auch das Energiebewusstsein vergrößern soll.
Lichtgruppe: Mit Messgeräten war ein Team im Haus unterwegs, um die Lichtintensität in den Klassenzimmern, Arbeitsräumen, Fluren und Toiletten zu messen. Außerdem informierten sich die Sechstklässler über die geltenden Normen für die Beleuchtungsstärke. In Klassenräumen sollten es mindestens 300 bis 500 Lux sein, fanden sie heraus, und verglichen ihre Messergebnisse mit dieser Norm. An vielen Stellen fanden die Licht-Forscher, dass es bei ausgeschalteter elektrischer Beleuchtung zwar deutlich zu dunkel war, bei eingeschaltetem Licht aber sehr viel heller als vorgeschrieben. In diesem Fällen schlägt die Projektgruppe vor, die Zahl der Leuchtkörper zu reduzieren oder eine Teilschaltung zu ermöglichen.
Solarkraftwerk: Angeregt durch die Möglichkeit, vom Energieversorger Vattenfall eine 1 Kilowatt-Fotovoltaik-Anlage für die Schule zu bekommen, hat sich eine Projektgruppe mit den damit zusammenhängenden praktischen Fragen beschäftigt. Da die Dachfläche der Schule bereits an ein Bürgerkraftwerk vermietet ist und dort montierten Solarzellen weder für die Schüler zugänglich sind noch der produzierte Strom der Schule zu Gute kommt, waren die Schüler fasziniert von der Idee, ein eigenes kleinen Solarkraftwerk betreiben zu können. Bei der Bauverwaltung erkundigten sie sich und erfuhren, dass sie den so gewonnenen Strom für den Bedarf der Schule verwenden könnten, also einen Beitrag zum Energiesparen und zur Nutzung erneuerbaren Energien für die eigene Schule leisten könnten. Auch die Platzierung der 10 Quadratmeter Solarpanel konnten die Sechstklässler klären. Ihr Vorschlag, die Solarmodule an der auch von der Straße her gut sichtbaren Giebelseite der Schule (siehe Foto) senkrecht an die Wand zu hängen, ist prinzipiell umsetzbar. Die Enttäuschung kam am Ende der Projektwoche, als Vattenfall den Schülern mitteilte, dass Grundschulen keine Solaranlagen zur Verfügung gestellt bekämen, weil man bei dem Energieversorger der Ansicht ist, dass erst ab der 7. Klasse ein pädagogischer Nutzen damit verbunden sei. Die Sechstklässler vom Kollwitzplatz wollen aber deswegen noch nicht aufgeben. Sie suchen jetzt einen anderen Sponsor für ihr Solarkraftwerk, denn sie wollen beweisen, dass sie etwas damit anfangen können. Zusammen mit ihrem Lehrer Michael Temme planen sie bereits, in einem vorhandenen Kellerraum ein größeres Speichermodul für die Solarenergie zu testen. Denn die Sechstklässler haben längst gelernt, dass die Speicherung von Solarenergie der Engpass bei der Nutzung des Sonnenstroms ist.