Energiemanager stoßen an Grenzen, geben aber nicht auf – Erstmals 100 Grad auf dem Energierad erreicht – Arbeitsbuch für Energieprojekte wird aufgelegt

gruppenbild_neue_energiemanager_homer_bearbeitetSchon die zweite Generation Energiemanager nimmt jetzt an der Homer-Grundschule die Arbeit auf. Unser Foto zeigt acht frischgebackene Energiemanager aus der dritten Jahrgangsstufe, nachdem sie die Theorie-Prüfung bestanden und ihre schwarzen „Dienst“-T-Shirts überreicht bekommen haben. Zwei größere Schüler, die bereits im letzten Schuljahr als Energiemanager tätig waren (Xenia, 6. v. l., und Floyd, rechts außen), haben dem Nachwuchs geholfen, die neue Rolle zu übernehmen. In Zukunft wird diese Gruppe die Verantwortung für eine energieeffiziente Heizungssteuerung in den Klassenräumen tragen.

Alarmstufe_ROT_01Möglich wird dies durch die zentrale Einzelraumsteuerung, die in der Homer-Grundschule wie in über 20 weiteren Schulen des Bezirks Pankow installiert ist. Die Schülerinnen und Schüler passen die Heizzeiten eng an die Stundenpläne an, überwachen die eingestellte Höchsttemperatur, die an sich bei 20 Grad liegen sollte, und entdecken Defekte in der Hardware der Heizungsanlage. Letzteres mussten sie in den letzten Wochen in einem Umfang tun, der ungewöhnlich war. Zu Beginn der Heizperiode stießen die Energiemanager auf eine Vielzahl von Räumen, die sich anscheinend am Computer nicht mehr steuern ließen und viel zu warm waren. 27 Grad den ganzen Tag über war keine Seltenheit – und dies obwohl das Heizungsprogramm meldete, dass alle Ventile an den Heizkörpern im Klassenzimmer geschlossen seien. Weil die Energiemanager damit an Grenzen ihrer Eingriffsmöglichkeiten stießen, verfassten sie einen flammenden Appell unter dem Titel „Alarmstufe ROT“, der an den Schulleiter und die Bezirksverwaltung gerichtet war.

brief_an_die_schulleitung02Auf ähnliche Probleme, nur mit anderem Vorzeichen, waren die Energiemanager in der Schule am Falkplatz gestoßen. Hier waren zahlreiche Räume viel zu kalt, hatten morgens um 8 Uhr erst 17 Grad und erreichten den ganzen Tag die eingestellten 20 Grad gar nicht. Hier fiel den Schülern auch auf, dass in vielen Räumen die Kurve der Erwärmung nach Heizbeginn viel zu flach verlief. Nachdem die Projektgruppe mit der Diagnose „chronische Unterversorgung“, die vom zuständigen Gebäudeelektroniker kam, nicht viel anfangen konnte, schrieben auch sie einen dringlichen Brief an die Schulleitung und Verwaltung, in dem sie ankündigten: „Wenn wir weiter frieren, müssen wir in Schulstreik treten.“

reparatur_beobachtung01Soweit musste es dann aber nicht kommen. Die Bauverwaltung reagierte schnell und beauftragte eine Techniker-Firma, in Zukunft die Energiemanager-Beobachtungen zu überprüfen und dem Bauamt zu sagen, wo Reparaturbedarf besteht. Letzte Woche konnten die Energiemanager der Homer-Grundschule bereits mitverfolgen, wie Ventile überprüft und ausgetauscht wurden – siehe unser Foto. Solche Erfolgserlebnisse motivieren die Schüler, weiter am Ball zu bleiben, denn sie sehen, dass durch ihre Arbeit tatsächlich Probleme gelöst werden.

rekordversuch_energierad16_anfeuernHochmotiviert waren auch die Sechstklässler der Schule am Hohen Feld, die sich unterstützt durch „Köpfchen statt Kohle“ eine ganze Woche lang ausschließlich mit dem Energiethema beschäftigten. Dabei erarbeiteten sie sich systematisch Grundwissen über Energiearten und Energieumwandlung, lernten Energieverbräuche einzuschätzen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz kennen. Damit das alles nicht nur theoretischer Lernstoff bleibt, hatten die Projektbetreuer von „Köpfchen statt Kohle“ zahlreiche Experimente mitgebracht – bis hin zur Wärmebildkamera, mit der die Schüler ihre Schule untersuchten. Den größten Ehrgeiz entwickelten die Sechstklässler jedoch auf dem Energierad, bei dem man richtig körperlich spüren kann, wie viel Energie, also Kraft nötig ist, um Wärme zu erzeugen. Während es den Schülern relativ leicht fiel, Lampen und ein Radio durch Treten auf dem Energierad in Betrieb zu halten, erkannten sie schnell, dass schon die Erwärmung des Wassers im Wasserkocher um wenige Grad an körperliche Grenzen führte. Aber das stachelte die Schülerinnen und Schüler erst recht an. In einem dreiviertelstündigen Rekordversuch wechselten sie sich im Minutentakt auf dem Energierad ab. Und sie schafften es tatsächlich, das Wasser auf 100 Grad zu erwärmen und einige Tassen Tee damit zu servieren. Damit sind die Sechstklässler vom Hohen Feld die ersten, die das bisher bei „Köpfchen statt Kohle“-Veranstaltungen geschafft haben.

arbeiten_mit_dem_workbook03Das Energierad gehört auch deshalb inzwischen zu einem der beliebtesten Instrumente der Energiebildung bei „Köpfchen statt Kohle“, weil es Körper und Geist fordert. Die pädagogischen Projektleiter von „Köpfchen statt Kohle“ suchen gezielt nach solchen Möglichkeiten einer ganzheitlichen, auch praktische Tätigkeiten und Eigeninitiative der Schüler umfassenden Vorgehensweise. Inzwischen haben sie ein über 80 Seiten starkes Arbeitsbuch für „Köpfchen statt Kohle“-Projekte geschrieben, das bei Schülern und Lehrkräften sehr gut ankommt. Jeder Schüler, der in einem „Köpfchen statt Kohle“-Projekt mitarbeitet, bekommt dieses Arbeitsbuch, das alle Themen und Methoden beinhaltet, mit denen die Energieprojekte von „Köpfchen statt Kohle“ arbeiten. Kerstin Wilhelm, die im Rahmen ihres naturwissenschaftlichen Unterrichts an der Trelleborg-Schule mit „Köpfchen statt Kohle“ zusammenarbeitet, fühlt sich mit dem Arbeitsbuch so gut ausgestattet, dass sie jetzt sogar selbstständig eine weitere Klasse damit beschäftigt. Weil das Arbeitsbuch so gut ankommt, hat der Projektbeirat von „Köpfchen statt Kohle“ außerdem beschlossen, es drucken zu lassen, um noch mehr Schulen mit dem „Köpfchen statt Kohle“-Konzept zu erreichen. Voraussichtlich Ende Januar wird es vorliegen.

Über Richard Häusler

Projektleiter des Projekts "Köpfchen statt Kohle" im Auftrag des Bezirksamts Pankow
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